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1. Theil 1 - S. 362

1875 - Leipzig : Brandstetter
362 Sulla war bisher, unbeirrt von all' diesen Gräueln, an der Spitze seines Heeres auf seinem Posten geblieben. Nach dem gewonnenen günstigen Frieden in Asien aber und nach beendigtem Kampfe mit den letzten Resten der italischen Empörung hinderte ihn Nichts, auf Rom vorzurücken. Ein rascher Sieg über das demokratische Heer am colli-nischen Thore öffnete ihm die Hauptstadt. 8000 Gefangene wurden im Circus niedergestoßen, während Sulla den Senat in dem nahen Tempel der Bellona zur Berathung versammelt hatte. Angstgeschrei, Aechzen und Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden drang in die Halle der Versammlung; die Senatoren horchten bebend und fügten sich dem Machtgebot des nunmehrigen unumschränkten Herrschers. Das Schreckensgericht des Sulla überbot wo möglich noch dasjenige des Marius. In Wahrheit hat niemals ein Gewalthaber in grausamerer Weise seinen Sieg benützt, als Sulla in Rom. Er wollte seinen Freunden und Feinden von Grund aus vergelten, die Volksherrschast für immer ausrotten und der Aristokratie das unbeschränkte Regiment in die Hände legen. Tausende fielen als Opfer der Rache, Mord, Raub, Plünderung und jegliche Frevielthat war dem Gewaltherrscher-willkommene Strafgerechtigkeit. Zuletzt wurden Aechtungslisten entworfen und jeden Tag erneuert, auf welchen diejenigen Marianer bezeichnet wurden, deren Leben und Gut für vogelfrei erklärt und in die Hand jedes beliebigen Mörders und Räubers gelegt werden sollte. Alte Feindschaften wurden jetzt mit Blut bezahlt; kein Band war heilig genug, daß Habgier und Rachsucht es nicht zerreißen konnten. Die Schilderung der damaligen Zustände erinnert lebhaft an die Zeiten der französischen Revolution in den Jahren 1792 und 93. Man sieht, daß die Menschen während achtzehn Jahrhunderten in dieser Beziehung wenig gelernt und nichts verlernt hatten. Ueber hundert Con-sularen und an zweitausend Ritter fanden damals auf solche Weise ihren Tod. „Das Morden wurde durch Sulla's Kunst erfinderisch betrieben, um die Todesqualen zu vermehren." Auf seinen Befehl ward das Grab des Siegers von Aquä Sextiä wieder aufgerissen und die Asche desselben in den Anio gestreut, die Denkmäler seiner Siege über die Deutschen umgestürzt und, da der Tod ihn selbst, so wie seinen Sohn, der Rache entrückt hatte, sein Adoptivneffe, Marcus Marius Gratidianus,' unter den grausamsten Martern hingerichtet. Sulla hätte nicht so kleinlich zu handeln gebraucht, um dennoch ein großer Unmensch zu heißen. So sah es jetzt in Rom aus; in dem Rom, von welchem einst ein israelitischer Mann seinem Volke erzählt hatte, „daß es Königreiche nah und fern sich dienstbar mache, und daß Alle, die von ihm hörten, sich fürchteten; mit den Freunden aber und denen, die sich ihm anvertrauten, hielte es Freundschaft, und es sei solche Macht und Herrlichkeit bei den Römern, daß sie nach ihrem Willen Könige einsetzten und verjagten; und dennoch setze sich keiner von ihnen die Krone auf und prahlte im
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