1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
26 1. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Süddeutschlands.
nach dieser Zeit wurde die ganze Gegend von den Gletschern der Alpen
überzogen. Diese brachten Schutt- und Geröllmassen, sowie große Felsblöcke
mit herab, die sich hier ablagerten.
Wie koinint es, daß auch die Ufer des Lech und der Isar
versumpft sind? Die Ufer der Flüsse sind meist sehr flach. Die
reißenden Flüsse treten oft über die flachen Ufer und überschwemmen den
weiten Thalgrund. An anderen Stellen haben sie die Geröllmassen abgesetzt
und große Sand- und Schuttbänke zusammengeschwemmt, die sie dann in
weiter Gabelung umstießen; wieder an anderen Stellen teilen sie sich in
viele Arme, bilden zahlreiche kleine Inseln und fließen zwischen Binsen und
Buschgruppen dahin. Der sandige Boden konnte vom Wasfer leicht durch-
drungen werden, und so bildeten sich hier an den Ufern die ausgedehnten
Moose. (Bild v. Geistbeck: Torfstich in einem oberbayrischen Moos.)
Was hatte die Versumpfung der Flußufer zur Folge? Die
fumpsigen Flußufer erschwerten den Übergang; besonders ist dies der Fall
gewesen beim Lech. Daher bildet dieser von jeher eine Völkerscheide. „Das
Wasser hält hier die scharfen Gegensätze im Volkscharakter der Schwaben
und Bayern scharf auseinander. Westlich vom Lech gehen drei Viertel aller
Ortsnamen auf „iugen" ans bis nach dem Elsaß, östlich ist die Form in
„ing" verwandelt und setzt sich bis zur ungarischen Grenze fort. Ebenso ist
die Volkstracht auf beideu Seiten des Lech verschieden. Auf dem rechten
Lechuser sieht man hohe, spitze Filzhüte, kurze Wämser und lange Lederstiefel
bei deu Männern, und die über die Schultern emporgeschobenen weiten
Ärmel der Frauen, — auf der linken Seite das kleine runde Hütchen oder
den Dreimaster der Zopfzeit, lange Oberröcke mit stehenden Kragen, kurze
Hosen mit Schualleufchuheu und Zwickelstrümpfen." (Trachtenbilder zeigen!)
Was ist die Folge dieses starken Gefälles und der eigen-
tümlicheu Laufbilduug? Die reißenden Alpenflüffe mit ihrer unregelz
mäßigen Laufbilduug können der Schiffahrt nicht dienen; ja nicht einmal
zum Flößen eignen sich diese wilden, eigensinnigen Gesellen. — Die land-
wirtschaftliche Kultur konnte an ihren Ufern meist keine Stätte finden, da
durch die öfteren Überschwemmungen nicht nur die Saaten vernichtet, sondern
auch die Gefilde mit Sand- und Geröllmassen bedeckt werden. Daher haben
sich die Bewohner nicht in unmittelbarer Nähe der Flüsse niedergelassen; die
Dörfer und Städte finden sich meist auf dem Thalrande (Augsburg,
München, Landshut).
Und dennoch haben sich hier in dieser Gegend die größten
Städte entwickelt? Augsburg verdankt seine Größe und Bedeutung
seiner Lage. Hier vereinigen sich zwei große Heerstraßen, die aus Italien
über die Alpen nach Deutschland führen (Straße von Genua über den
Splügen und von Venedig über den Brenner) und schon im Mittelalter die
belebtesten Handelsstraßen bildeten. Augsburg war darum schon vor alters
ein bedeutender Handelsplatz, und heute ist Augsburg Sitz der bayrischen
Industrie. (Tuchsabrikatiou!) — München liegt ebenfalls am Kreuzungs-
punkte verschiedener Straßen; seine Größe und Bedeutung verdankt es jedoch
zum größten Teile der Fürsorge der bayrischen Fürsten, die München zum
Mittelpunkte des Kunstlebens machten. — Woher die Namen dieser Städte?