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1. Das Deutsche Reich - S. 84

1901 - Langensalza : Beyer
84 I- Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Süddeutschlands. gegen ist die große Feuchtigkeit und die kühle Witterung den Waldbäumen sehr zuträglich und fördert deren Wachstum. Daher sind Rücken und Ab- hänge des Gebirges mit ausgedehnten Wäldern bedeckt. Wie trefflich auf den Höhen des Spessart die Waldbäume gedeihen, das kann man an den gewaltigen Baumriesen erkennen. Eichstämme von 40 in Höhe sind keine Seltenheit. Was hat dieser Waldreichtum des Spessart zur Folge gehabt? a) Einfluß auf die Tierwelt: Der Spessart weist große Wild- bestände auf; namentlich ist das Rot- und Schwarzwild stark vertreten. Ferner sind in diesen dichten Wäldern auch noch viele Raubtiere und Raub- Vögel anzutreffen, die in unseren Waldungen sich nicht mehr finden, z. B. Wildkatze, Geier und Uhu. b) Einfluß auf das Klima: Durch den Waldreichtum des Gebirges werden die Niederschläge bedeutend vermehrt; denn die bewaldeten Höhen halten die von Nordwesten heranziehenden Wolken fest und zwingen sie, sich über dem Gebirge abzuregnen. Dadurch wird aber die Luft feucht, und die Temperatur wird herabgedrückt. Es herrschen hier im Spessart eigentlich nur zwei Jahreszeiten: 7 Monate Winter und 5 Monate Sommer. Der Volksmund hat also ganz recht, wenn er sagt, im Spessart herrsche drei Vierteljahr Winter, und ein Vierteljahr sei es kalt. c) Einfluß auf die Besied elung: Weil der Ackerbau nur im be- schränkten Maße möglich ist, und weil das Klima rauh und unwirtlich ist, finden sich im Spessart auch wenig menschliche Niederlassungen. Die Be- Völkerungsdichte ist deshalb auf dem Spessart sehr gering. Während im gesegneten Maingau auf 1 qkm 150 Menschen wohnen, kommen in den höher gelegenen Teilen des Spessart nur 25 Menschen auf 1 qkm. Die Thäler sind etwas dichter besiedelt; aber auch hier ist die Bevölkerungszahl noch nicht halb so groß als im Maingau. 6) Einfluß auf das Volksleben und auf die Volks- beschäftigung: Die Bewohner müssen sich hier im Spessart kümmerlich ernähren; daher leben dieselben meist in ärmlichen Verhältnissen. Sie wohnen in ärmlichen Häusern, die zumeist aus Fachwerk gebaut und mit Schindeln gedeckt sind. Diese Hütten lehnen sich mit ihrer Hinterwand vielfach an die nassen Bergabhänge. Sie sind daher oft feucht und nn- gesnnd. — Die Erwerbsquellen sind gering und wenig lohnend. Ackerbau kann nur in beschränktem Maße getrieben werden, weil das Getreide mir selten zur Reife gelangt. Der Ackerbau erstreckt sich meist uur aus den Anbau von Hafer, Flachs und Kartoffeln. Die Bewohner sind darum in der Hauptsache auf die Waldwirtschaft und auf die Bearbeitung des Holzes hingewiesen. Die ausgedehnten Waldungen bergen einen großen Reichtum an Nutzholz. Das Holz wird gefällt und verflößt. Ein großer Teil wird auf dem Maine und Rheine abwärts nach Holland gebracht, wo man es wegen seiner großen Festigkeit zu Schiffsbauten verwendet; der andere Teil des Holzes wird im Spessart selbst verarbeitet. Da werden von den Be- wohnern allerlei nützliche Haus- und Wirtschaftsgeräte gefertigt, z. B. Holz- löffel und Qnirle, Nudelhölzer und Kuchendecken, Fleischmulden und Back-
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