1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
9. Die Weserlandschaften. 171
2. Das Wesersonnenthal und die Göttinger Mulde-
2. Unterziel: Zwei Fruchtauen im Weserbergland.
a) Das Wesersonnenthal. Der Hauptstrom der Landschaft ist die
Weser, die aus den beideu Zwilliugsflüssen Werra und Fulda entstanden ist.
Von Münden ab, wo die Vereinigung dieser beiden Quellflüsse erfolgt,
durchbricht die Weser in nördlicher Richtung die letzten Berggruppen des
hessischen Waldgebirges und windet sich in engem Thale zwischen den be-
waldeten Bergen hindurch. Unterhalb der Diemelmündung, die bei der
Stadt Karlshafen erfolgt, erweitert sich das Thal mehr und mehr und
bildet schließlich eine weite Ebene, die sich zwischen den Vorbergen des
Süntels und des Teutoburger Waldes ausbreitet. Vielfach gewunden durch-
zieht der Strom die freundliche Ebene. Blumige Wiesen und fruchtbare
Äcker begleiten die Ufer des Stromes und dehnen sich bis an den Fuß der
Berge aus, die rechts und links aufsteigen. Die herrlich bewaldeten Berg-
massen treten zuweilen ganz nahe an den Strom heran und schließen so
kleinere Thalkessel ab, in deren Mitte freundliche Städtchen liegen. Solche
Kessel sind z. B. die Becken von Karlshafen, Höxter und Holzminden. Viel-
sach sind die Thalwände, die aus rotem Sandstein bestehen, zerklüftet und
bilden wunderliche Formen. (Bild: Karlshasener Klippen!) Oberhalb Hameln
treten die Weserketten weit zurück, und zwischen ihnen breitet sich die weite
Weserebene aus, die sich uach Westen hin noch zwischen das Wiehengebirge
und den Teutoburger Wald hineinschiebt. Diese weite Ebene wird wegen
ihrer großen Fruchtbarkeit das Sonnenthal der Weser genannt. Sie erinnert
uns an den Rheingau. Zwar sind die Höhen nicht mit Reben bekränzt
wie im Rheingau; dafür aber umzieht das Laub der Buchen die Berge
mit einer grünen Krone, und im Thale und au den Abhängen der Hügel
ziehen sich Obstgärten und Obsthaine hin, in denen in der Glut der Sonne
saftiges Obst aller Art reift. Zwischen den Vorbergen der Weserketten und
den Ufern des Stromes aber breiten sich lachende Fluren aus, auf denen
goldene Korn- und Weizenähren sich aus schlanken Halmen neigen. Da-
zwischen ziehen in den Fruchtauen saftige Wiesenstreifen hin, auf deuen statt-
liche Herden von Rindern und Pferden weiden. Zahlreiche Dörfer und
mehrere Städte sind inmitten dieser gesegneten Landschaft aufgeblüht. Die
bedeutendsten sind Hameln und Rinteln. Die Weser durchströmt uur den
östlichen Teil des Sonnenthals. Unterhalb der Stadt Rinteln wendet sie
sich in einem scharfen Knie nach Norden und durchbricht den Gebirgsrücken
des Süntels, in einem breiten Durchbruchsthale, das man als Weserpforte
bezeichnet. Die beiden Thorpfeiler dieser breiten Pforte werden gebildet
von dem Jakobsberge, dem Schlußpfeiler des Ostfüntels, und von dem Witte-
kindsberge, dem Endpfeiler des Westsüntels. Zwischen diesen Bergen breitet
sich eine fruchtbare Thalebene aus, in der sich längs des Stromes blumige
Wiesen und wogende Getreidefelder hinziehen. Da, wo der Strom aus der
Pforte heraus in die Tiefebene eintritt, liegt die Stadt Minden, die unter
allen Weserstädten die bedeutendste Größe erreicht hat.
b) Die Göttinger Mulde. Das Weserbergland hat noch eine zweite
Fruchtaue auszuweisen. Es ist dies das Thal der Leine. Als eine breite