1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
9. Die Weserlandscbaften.
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das Weserbergland als ein ziemlich schmaler Streifen den Fluß. Die westlichen
Zuflüsse sind größer als die östlichen. Im Osten zieht sich parallel mit dem
Weserthal das Leinethal hin, und so rückt hier die Wasserscheide der Weser
noch viel näher als im Westen.
Wie kommt es wohl, daß sich im östlichen Teil des Weser-
berglands der Leinefluß zu so bedeutender Lauge entwickelt
hat? Hier hat sich zwischen dem Ostflügel des Weserberglauds und den
Vorbergen des Harzes durch Einbruch (Vergl. Dresdener Thalkessel, Rhein-
ebene !c.) eine tiefe Mulde gebildet, welche die vom Eichsfelde kommende
Leine ausfüllt. Dadurch ist diese nach Norden abgelenkt worden.
Wie kommt es wohl, daß dasweserthal unterhalb Holz-
minden so breit ist? Das Sonnenthal der Weser bildet eine breite
und tiefe Einsenkung zwischen Süntel und Teutoburger Wald, die in ahn-
licher Weise entstanden sein muß als die oberrheinische Tiesebene. Sie hat
srüher auch einen Binnensee gebildet, der sich nach und nach entleert hat.
Warum biegt die Weser mitten in dieser weiten Ebene
plötzlich nach Norden um? Früher hat die Weser die weite Ebeue
durchströmt und hat sich in der Gegend von Osnabrück zwischen Ostsüntel
(Wiehengebirge) und Teutoburger Wald einen Ausweg gebahnt. Die vom
Teutoburger Wald herabfließende Werre und Else brachten viel Schutt und
Geröll mit herab, den sie aus dem Grunde absetzten. Dadurch wurde nach
und nach der Boden gehoben, und das Wasser der Weser wurde gezwungen,
nach Norden zu fließen und sich dort einen anderen Ausweg zu suchen.
Wie kommt es wohl, daß die Weserpsorte so breit ist?
Die Weser ist ehedem viel breiter gewesen als heute; sie hat ja einst das
breite Sonnenthal völlig ausgefüllt. Als sie von ihrem westlichen Laufe ab-
gelenkt wurde, wälzten sich ihre gewaltigen Wassermassen über die vorgelagerte
Kette des Süntels und durchsägten dieselbe. Da dieser Gebirgszug aus
Saud- und Kalkstein besteht, der der Kraft des Waffers nicht so großen
Widerstand entgegensetzt, da die Gebirgskette im Vergleich zum rheinischen
Schiefergebirge n. a. verhältnismäßig schmal war, so konnte das Wasser eine
breite Furche schaffen. Diese Furche ist dann später durch Menschenhand
erweitert worden, indem man die Sandsteine des Gebirges, die ein treffliches
Baumaterial liefern, brach.
Woher rührt die große Fruchtbarkeit des Souuenthales
und der Göttinger Mulde? Beide Fruchtauen besitzen eine nähr-
kräftige Ackerkrume. Beide Ebenen stellen ja ehemalige Seenbecken dar.
Der Boden derselben ist wie im Bamberger und im Fulda-Kessel mit
Schwemmland bedeckt. Die Hauptmasse dieses Schwemmlands besteht aus
Keuper, der einst die Höhen bedeckte und durch die Flüsse iu das Thal ge-
schwemmt worden ist. Dazu kommt noch, daß die beiden Fruchtauen ein sehr
mildes Klima besitzen. Durch die vorgelagerten Gebirge (Weserkette, Harz,
Harzvorberge) sind beide vor den rauhen Nord-, Nordost- und Ostwinden
geschützt. Endlich trägt zu der Fruchtbarkeit noch bei die große Menge der
Niederschläge, die begründet ist in der Nähe des Meeres.
Welchen Einfluß haben Bodenbeschaffenheit und Klima
auf die Bebauung ausgeübt? Das Sonnenthal und die Göltinger