1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
12. Schlesien. 235
hat auch Schlesien sein Heidegebiet. Dasselbe umfaßt den nordwestlichen
Teil der schleichen Ebene und breitet sich zwischen Katzbach und Görlitzer
Neiße aus. Die niederschlesische Heide bildet eine Fortsetzung der Heide-
gegenden der Lausitz. Sie wird in ihrer Mitte durchfurcht vou dem Bober
und Queis. Der Boden der Heide ist fast überall saudig. Weite.flächen
sind hier mit Kiefernwaldungen bedeckt. Die Stämme der Bäume sind
schlank und schmächtig und bis hoch hinauf astlos; auch die Kronen sind
meist dünn. Inmitten dieser Wälder dehnen sich Sumpf- und Moorstrecken
aus, die mit mageren Gräsern, mit Binsen, Erlen und Weidengebüsch be-
standen sind. Hier und da breiten sich flache Weiher aus, in deren dunklem
Wasser Karpfen und andere Fische gezüchtet werden. Durch die Ebene
schleichen Bäche und Flüsfe träge dahin. An ihren Ufern ziehen sich schmale
Streifen Ackerlandes dahin, auf denen Buchweizen. Gerste, Hafer und Kartoffeln
gebaut werden können. Doch ist der Ertrag dieser Äcker gering. Inmitten
solcher Gegenden sind einzelne armselige Heidedörfer entstanden. Größere
Siedelungen sind nur am Rande oder in den fruchtbaren Thälern zu finden.
Die bedeutendsten Orte der niederschlesischen Heide sind Sprottau und Sagau.
In den Heideorten sind zahlreiche Eisen- und Glashütten, sowie viele Tuch-
fabrikeu entstanden.
6. Das schlesische Hügelland. An die weite schleiche Ebene
schließt sich nach Westen hin ein welliges Hügelland an, das sich bis an den
Fuß des schlesischeu Gebirgsraudes erstreckt. Dasselbe besteht aus mehreren
Berggruppen, uuter denen der Zobten bei Schweidnitz, die Striegauer Berge
bei Striegau und die Landeskrone bei Görlitz die bedeutendsten Erhebungen
sind. Dieses hügelige Vorland des schleichen Gebirgswalles zeichnet sich
durch große Fruchtbarkeit aus und ist sehr dicht besiedelt. Zahlreiche Städte
sind inmitten dieses Fruchtgebietes zu größerer Blüte gelangt. Die be-
deutendsten dieser Orte sind Görlitz, Lanban, Bunzlau, Striegau, Schweidnitz
und Neiße. Wie im Oderthaie Breslau und in der Oderebene Liegnitz,
so hat im Oderhügellaude Görlitz die größte Bedeutung erlangt. Während
Bunzlau, Laubau, Striegau und Jauer noch nicht 15 000, Schweidnitz und
Neiße gegen 25 000 Einwohner zählen, ist Görlitz im Laufe der Zeit bei-
nahe zur Großstadt angewachsen; denn es zählt ungefähr 75 000 Einwohner.
In allen diesen Städten hat sich eine lebhafte Industrie entfaltet. In
Görlitz und Schweidnitz wird die Tuchfabrikation schwunghaft betrieben; in
Bunzlau verfertigt mau die berühmten Buuzlauer Thouwaren; in Lauban
werden Leinen- und Baumwollenwaren gewebt. In Jauer u. a. O. sind
Zuckerfabriken in Betrieb, während Neiße Gewehr- und Pulverfabriken be-
sitzt. Außerdem sind in verschiedenen Städten auch Maschinenfabriken ent-
standen, in denen besonders landwirtschaftliche Maschinen und Geräte her-
gestellt werden; daneben finden wir Leder- und Handschuhfabriken und dergl.
Sachliche Vertiefung: Wie kommt es, daß sich in der Mitte
Schlesiens eine so ausgedehnte Tieflandsmulde ausbreitet? Die
schlesische Ebene ist eine weite Einsenkuug, die sich zwischen den schleichen
Gebirgswall und den schleichen Landrücken hin tief nach Südosten vorschiebt.
Sie bildet einen Teil des norddeutschen Tieflandes, von dem sie durch den
schleichen Landrücken abgetrennt wird.