1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
12. Schlesien. 245
fluß des Gebirgskessels bildet. Grüne Matten, mit saftigen Gräsern be-
wachsen, ziehen sich in den Thälern und an den Hängen dahin. Wertvolle
Steine verschiedenster Art bauen die einzelnen Gebirgszüge auf oder liegen
in den Gebirgen verborgen. Granit und Porphyr, Sand- und Kalkstein
können an verschiedenen Stellen gebrochen werden; auch Marmor und Halb-
edelsteine (grüner Chrysopras) werden gefunden. Der wertvollste Boden-
schätz, den das Glatzer Gebirgsland aufweist, ist die Steinkohle. Sie wird
besonders im Waldenburger Bergland und am Südabhang des Eulengebirges
gegraben. Unter den Erzen, die im Glatzer Bergland gefunden werden,
stehen obenan die Eisenerze des Waldenburger Berglands und die Arsenik-
erze des Reichensteiner Gebirges, aus denen man nicht nur das giftige
Arsenik, sondern auch Gold gewinnt. An verschiedenen Orten der Land-
schaft sprudeln aus der Erde heilkräftige Wasser hervor, so z. B. bei Rein-
erz, Cudowa und Landeck. Das Innere des Glatzer Gebirgskesfels zeichnet
sich durch große Fruchtbarkeit aus.
sachliche Vertiefung: Wie kommt es wohl, daß hier mehrere
gleichlaufende Kämme nebeneinander hinziehen? Der schlesische
Gebirgswall stellt ein Faltengebirge dar, das auf ähnliche Weise entstanden
ist als die Alpen. Als der feurige Kern im Innern der Erde durch die
fortschreitende Erkaltung immer mehr schwand, wurde die Rinde an ver-
schiedenen Stellen zu groß; sie schrumpfte zusammen wie die Schale eines
Apfels. So sank auch hier die Rinde ein und zwar im Nordosten und
Südwesten. Es bildete sich die tiefere schlesische Ebene und das böhmische
Stufenland. Dadurch wurde der dazwischen liegende Teil der Erdrinde zu-
fammengedrückt, es entstanden mehrere Falten. Der Druck war am größten
im Nordosten; darum fällt es dort auch steiler ab als im Südwesten.
Woher rührt die mehrfache Gliederung der Kämme? Der
Gebirgskessel muß früher ein Seebecken gewesen sein. Das Wasser hat sich
im Nordosten einen Ausweg gesucht und hat den Nordostrand durchsägt,
und den Paß von Wartha gebildet, durch den die Glatzer Neiße aus dem
Kessel heraustritt. Ebenso ist im Südwestrande der Paß von Reinerz durch
das vom Adlergebirge herabkommende Wasser entstanden, der den Habel-
schwerdter Kamm vom Heuscheuer-Gebirge scheidet. Die Querriegel sind
von den Längsketten durch natürliche Einsattelungen geschieden, welche durch
den verschiedenartig wirkenden Druck bei der Faltung des Gebirges ent-
standen siud.
Welche Bedeutung haben diese Pässe für die Landschaft?
Sie bilden die Zugangsthore in das Innere des Kessels und ermöglichen
die Verbindung der beiden Gebirgsseiten und der am Fuße derselben sich
ausbreitenden Ebenen. Sie sind deshalb von alters her von berühmten Ver-
kehrswegen durchzogen worden.
Woher haben die Gebirge die verschiedenen Namen? a) Nach
den großen Orten, die in ihrer Nähe liegen, b) Nach ihrer Höhe und
dem damit verbundenen Schneereichtnm. c) Nach ihrer äußeren Gestalt. (Heu-
scheuergebirge.)
Warum hat man inmitten dieses Kessels eine so starke
Festung angelegt? An dieser Stelle kann der Gebirgswall leicht über-