1904 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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11. Italien.
3, Welche Vorzüge besitzt Italien und worin sind diese begründet?
Die Poebene, Italiens Garten. Den Norden Italiens nimmt
ein weites Tiefland ein; es ist die Poebene. Dieselbe breitet sich aus
zwischen den Mittelalpen und dem Apennin, zwischen den Westalpen und
dem Adriatischen Meere und erstreckt sich ostwärts bis an den Fuß des
österreichischen Karstlandes. Durchströmt wird die lombardische Ebene von
dem Po, der in gewundenem Laufe zwischen flachen und niedrigen Ufern
dahinfließt. Das Ufergelände ist vielfach versumpft, namentlich im Unter--
laufe. Hier bildet er ein sumpfiges Delta und ergießt sich in 9 Armen
ins Meer. Von den Rändern der Tiefebene fließen dem Po zahlreiche
Nebenflüsse zu. Die größten empfängt er von den Alpen. Unter den Alpen-
zuflüfsen sind der Ticino, die Ad da, der Oglio und der Min cio
die bedeutendsten. Diese fließen durch mannigfaltig gegliederte Seen, die
am Südfuße Der Alpen gelegen sind. Von den Apenninzuflüssen sind der
Tanaro und die Trebbia die bedeutendsten. Der nordöstliche Teil der
Tiefebene wird von der unteren Etfch, die sich bei ihrer Mündung mit dem
Podelta vereinigt, und einigen Küstenflüssen (Brenta, Piave und Tagliamento)
durchflössen. Die Küste der Ebene ist sumpfig und wird von Strandseen
und Lagunen umsäumt, die durch Sandbänke (Lidi) vom Meere getrennt
sind. Die Poebene ist sehr dicht besiedelt; zahlreiche Dörfer und Städte
haben sich hier entwickelt. Vier der Städte sind zu Großstädten heran-
gewachsen, nämlich Tnrin, Mailand, Venedig und Bologna. Unter
den zahlreichen Mittelstädten sind im nördlichen Teil der Ebene besonders
Pavia, Mantua, Verona. Padua und Brescia zur Bedeutung ge-
langt, während im südlichen Teile der Ebene Alessandria, Piacenza,
Parma und Modena Berühmtheit erlangt haben.
sachliche Vertiefung: Wie kommts, daß sich zwischen Alpen
und Apennin ein so weites Tiefland ausdehnt? Die Poebene war
einst ein Meerbusen des Adriatischen Meeres, dessen Küsten von den Alpen
und dem Apennin gebildet wurden. Die nach Süden geöffneten Täler der
Alpen waren gleich den Fjorden Skandinaviens von Gletschern und Schnee-
feldern umrahmt. Die Gletscher und die Flüsse haben durch die ungeheuren
Schuttmassen, die sie von den Gebirgen herabführten, den ehemaligen Meer-
bufen ausgefüllt und so in gemeinsamer Arbeit das Tiefland aufgebaut.
Wie kommts, daß der Po nahe am Südrande der Ebene
hinfließt? Die Ausfüllung der Poebene erfolgte von drei Seiten her, es
arbeiteten gemeinsam daran die Flüsse der Westalpen, Mittelalpen und des
Apennins. Die Schuttmassen, die von den Alpenflüffen herabgeführt wurden,
waren weit größer als die Geröllmasfen der Apenninflüsse. Deshalb wurde
der nördliche Teil des Busens höher aufgeschüttet als der südliche. In-
solgedessen bildete sich die tiefste Rinne näher am Südrande.
Welchen Einfluß mußte dies auf den Lauf und die Richtung
der Flüsse ausüben? Die Alpenznflüsse sind bedeutend länger als die
Apenninzuflüsse und schlagen, sobald sie aus dem Gebirge ins Tiefland
eintreten, Südostrichtuug ein.