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1. Theil 2 - S. 32

1875 - Leipzig : Brandstetter
32 Aschenkrug zum Marsfeld getragen und bei Fackelschein in Auguftus Mausoleum beigesetzt ward, da erschien die römische Bevölkerung ganz aufgelöst in Schmerz und Wehmuth. „So groß war des Helden Leutseligkeit gegen Freunde und Bundesgenossen, seine Milde gegen Feinde gewesen/' heißt es in der Erzählung des Tacitus, „daß er, in Gestalt und Rede gleich ehrwürdig, die Größe und das Uebergewicht des höchsten Ranges zu behaupten wußte, Neid und Anmaßung vermeidend" Mit seinem Tode schwand die letzte Hoffnung des Staates dahin. Tiberius und Livia ließen den ungestümen Schmerz vorübergehen. Ihre Rache kam bald genug nach und es giebt das spätere Schicksal der Wittwe und der Kinder des edlen Germanicus das schrecklichste Beispiel von der Art der damaligen Herrschaft und ihrer Ausübung. Zwei Söhne des Germanicus starben den Hungertod im Kerker auf des Kaisers Befehl. Agrippina, in seiner Gegenwart von der Leibwache barbarisch mißhandelt, ward in Verbannung geführt, wo sie freiwillig den Tod suchte auf demselben Wege, auf dem ihn ihre Kinder gefunden hatten. Tiberius vertilgte den letzten Schatten der republikanischen Verfassung. Er hob, um seine Macht zu befestigen, die Volksversammlungen, die bisher wenigstens zum Scheine bestanden hatten, für immer auf. Um sein Leben zu sichern, für welches er in steter Furcht war, umgab er sich mit einer Leibwache, Prätorianer genannt. Zugleich veröffentlichte er ein Majestätsgesetz, d. H. er trug die Majestät oder die Heiligkeit des Volkes und der Republik auf seine kaiserliche Person über und bestrafte jede, auch die entfernteste Beleidigung derselben als Majestätsverbrechen. Zu diesem Zwecke hielt er eine Menge Angeber in Bereitschaft, und öffnete somit der Privatrache und grausamsten Willkür ein weites Feld. Die besten Bürger konnten eines Wortes oder einer unbedeutenden Handlung wegen angeklagt, unter dem Vorwande des Verbrechens der Majestätsbeleidigung zu Tod, Verbannung oder Einziehung der Güter verurtheilt werden. Vor seiner Mutter hatte Tiberius bis an ihr Ende Scheu und Furcht; sie war eine schreckliche Frau; und dennoch war ihr Leben für Rom jetzt ein Glück. Nach ihrem Tode versank Tiberius ganz in seine gehässige, finstere Natur. Sein Lebensgenuß war von der niedrigsten Art und er überließ sich demselben auf der unzugänglichen Insel Capreä bei Neapel, von wenigen Günstlingen umgeben, ungescheut und ohne Schranken. Hier diktirte er die Bluturtheile, welche in Rom auf barbarische Weise vollzogen wurden. Seine Gemahlin/ die strafbare und doch so bedauernswerthe Julia, starb in größter Dürftigkeit in der Verbannung. Die Schilderungen aus den zwei letzten Jahren des Tiberius sind so schrecklich und grauenerregend, daß wir sie, wenigstens im Einzelnen, nicht anführen wollen. Nach dem Verrath seines mehrjährigen Günst- >
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