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1. Theil 2 - S. 118

1875 - Leipzig : Brandstetter
118 kein anderes Gesetz als seine eigene selbstsüchtige Laune anerkennt. Seine Eroberungslust scheute vor keinem Verbrechen zurück, was als allgemeiner Kriegsgebrauch allerdings nicht ihm allein zur Last gelegt werden kann. Zunächst wandte er sich gegen die Alemannen, welche von Deutschland her in das südliche Gallien eingedrungen waren. Bei der Stadt Zülpich erfolgte eine heiße, blutige Feldschlacht (496). Lange schwankte der Sieg; die alten Götter, zu denen Chlodowig flehte, erwiesen sich als ohnmächtig. „Als er nahe daran war, vernichtet zu werden," so*erzählt der fränkische Geschichtschreiber Gregor von Tours in seiner naiven Weise, „da erhob er seine Augen zum Himmel, sein Herz wurde gerührt, seine Augen füllten sich mit Thränen und er sprach: „Jesus Christ, Chro-dichilde *) sagt, Du seiest der Sohn des lebendigen Gottes, Hülfe sollst Du den Bedrängten, Sieg geben denen, die auf Dich hoffen — ich stehe Dich demüthig an um Deinen mächtigen Beistand. Gewährest Du mir jetzt den Sieg über diese meine Feinde und erfahre ich so jene Macht, die das Volk, das Deinem Namen sich weiht, an Dir erprobt zu haben rühmt, so will ich an Dich glauben und mich taufen lassen auf Deinen Namen." Und da er solches sprach, wandten die Alemannen sich und fingen an zu fliehen. Als sie aber ihren König getödtet sahen, unterwarfen sie sich Chlodowig und sprachen: „Laß, wir bitten Dich, nicht noch mehr des Volkes umkommen, wir sind ja Dein/' Da that er dem Kampse Einhalt, brachte das Volk in seine Gewalt und kehrte in Frieden heim. Der Königin aber erzählte er, wie er Christi Namen angerufen und so den Sieg gewonnen habe. Dies geschah im fünfzehnten Jahre seiner Regierung. Nach dieser Schlacht ließ Chlodowig, treu seinem Gelübde, sich selbst und mit ihm viele Tausend fränkische Edle von dem römischen Bischof Remigius am Weihnachtsfeste in Rheims zur Taufe führen. So erfolgte auch diese Bekehrung, wie so manche andere in dieser und in späterer Zeit, vornehmlich aus politischen Gründen. Darum war auch der neue Glaube ohne veredelnde Wirkung aus den König. Er blieb nach wie vor ein harter und grausamer Fürst, der nur den Eingebungen seiner Leidenschaften und seiner treulosen Staatsklugheit folgte. Vor Allem lag ihm die Vergrößerung und Abrundung seines Reiches am Herzen, weshalb er viele Eroberungskriege unternahm. Zuerst machte er die Burgunder zinsbar, dann überwältigte er die Westgothen und drängte sie über die Pyrenäen. Hieraus suchte er durch Trug und List, Meuchelmord und Hinrichtungen die Stammhäupter der übrigen Franken, seine Vettern und Verwandten aus dem Wege zu räumen, so daß er um's Jahr 509 alleiniger Herr von ganz Gallien war, das von nun an den Namen „Franken reich'' erhielt. *) Seine Gemahlin Clotilde war Christin.
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