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1. Theil 2 - S. 360

1875 - Leipzig : Brandstetter
360 Der römische Papst Gregor, ein den niedrigsten Lastern ergebener Mann, auf dem so manche Sünde haftete, groß genug, um eines Menschen Leben zu vergiften und seine Todesstunde mit Schauer zu umgeben, sandte damals seine Ablaßkrämer nach Böhmen, um sich Geld zu einem Kriege gegen den König von Neapel zu verschaffen. Huß erhob gegen diesen Mißbrauch seine Stimme mit voller Gewalt; das Prager Volk siel ihm bei; da setzte es der Erzbischof gegen des Königs Willen durch, daß Huß, als Zeuge der Wahrheit vom Papste exkommunizirt und seines Amtes entsetzt, Prag verlassen mußte. Wyklef's Schriften wurden feierlich und öffentlich verbrannt, während Huß, von seinem Freunde Hieronymus und von Schaaren seiner Anhänger begleitet, das Land durchziehend, durch seine begeisternden Predigten unter freiem Himmel allenthalben die tiefste Aufregung hervorrief. Aber nicht nur in Böhmen, auch in Deutschland, Frankreich und Italien tönte der Ruf nach einer durchgreifenden Kirchenverbesserung. „In aller Munde war es, daß dem heiligen Reiche in seinem geistlichen wie weltlichen Wesen eine Reformation an Haupt und Gliedern Noth thue." Sigismund, oder nach deutscher Zunge Sigmund, war zu klug, um die Zeichen der Zeit verläugnen zu wollen. Von Natur lebhaft und geistvoll, mit Einsicht und Kraft begabt, hätte es ihm wohl an ächtem Herrschersinn nicht fehlen mögen, wenn seine wilde Jugend und seine genußsüchtige Leidenschaftlichkeit nicht die besseren Seiten seines Wesens frühe überwuchert hätten. „Von deutscher Treue und Redlichkeit wußte er wenig und die guten Sitten schien er gänzlich hinter sich gelassen zu haben." Indessen fehlte es ihm nicht an Thätigkeit und Energie, und das war es, was man in Deutschland zunächst nöthig zu haben glaubte. Im Jahre 1414 wurde das große, vielberühmte Concilium zu Kostnitz (Konstanz) ausgeschrieben; auf welchem alle die schwebenden geistlichen und weltlichen Streitfragen des Reiches in's Reine gebracht werden sollten. Es fanden sich daselbst, außer dem Papste Johann Xxiii. (die beiden anderen Päpste schickten nur Gesandte), 22 Kardinäle, 20 Erzbischöfe, 92 Bischöfe, 250 Aebte und Prälaten und eine Menge anderer Geistlichen ein. Kaiser Sigmund mit 19 regierenden Fürsten, 83 Grafen und einer Menge vornehmer Ritter und Herren hielt einen glänzenden Hof, trotz seiner steten Geldverlegenheiten. Der Zusammenfluß von Menschen in und um Kostnitz, die Pracht der Aufzüge und Festlichkeiten werden in den alten Chroniken gleich einem Wunder geschildert. Die kirchlichen Wirren in Böhmen waren der erste Gegenstand, den das Concilium seiner Aufmerksamkeit unterzog. Huß wurde nach Kostnitz berufen; er kam mit einem Geleitsbriefe des Kaisers Sigmund versehen, worin ihm freie Hin- und Wiederkehr verbürgt war. Aber das Wort des gesinnungslosen Sigismund war eine schwache Bürgschaft. Gleich nach seiner Ankunft ward Huß verhaftet und in einen finstern Kerker geworfen. Nach einem dreitägigen Verhör, in welchem der böhmische
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