1907 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Grundscheid, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelslehranstalt, Höhere Schule, Mittlere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Erster Teil. Die deutschen Landschaften.
Das Vorkommen der Kohlen in Westfalen ist nicht immer
gleich. In dem südlichen Teile des Beckens tritt sie mehr an die
Erdoberfläche heran, während sie nach Norden hin ein ,,Einfallen"
hat. Dieses ist so zu verstehen, daß die einzelnen Kohlenschichten,
je mehr sie nach Norden liegen, mehr und mehr von der Oberfläche
sich trennen und in die Tiefe zurückgehen. Eine Erklärung hierfür
gibt die Geologie: Uber das ehemalige Kohlenlager hat sich das
Kreidemeer geschoben, und indem sich die Kreidebildung den Stein-
kohlenschichten horizontal anlegte, drückte sie dieselben gleichzeitig
in die Tiefe. In den einzelnen Kohlenlagern kommen die Kohlen
stets in Schichten vor. Weithin strecken sich verschiedene Flöze
unter der Erde weg, von denen einige durch ihre besondere, gleich-
bleibende Mächtigkeit und ihre gewaltige Länge auffallen, so daß man
sie durch ganze Gebiete verfolgen kann; man nennt sie Leitflöze.
Anfangs zählte man ihrer eine ganze Anzahl, die jedoch nachher,
nachdem man mehrere als ein und dieselben erkannt hatte, auf fünf
beschränkt wurden: Hundsnocken, Sonnenschein, Röttgersbank, Katha-
rina und Nordstern. Die Mächtigkeit der Flöze ist sehr verschieden;
sie schwankt zwischen 8 und 500 cm. Natürlich werden die Flöze,
die eine Mächtigkeit von weniger als 50 cm besitzen, nicht abgebaut.
Die durchschnittliche Dicke der abbauwürdigen ist 97 cm.
Durch die Leitflöze nun könnte man jedes Kohlengebiet nach
Mächtigkeit und Tiefe unter der Erdoberfläche vorher bestimmen,
wenn sie genau wagerecht verliefen. Das ist jedoch keineswegs der
Fall: Gerade wie die Erde an der Oberfläche, so zeigen auch die
Leitflöze und die damit verbundenen Kohlenmassen ein wellenförmiges
Schichtensystem voller Erhebungen und Senkungen. Diese Faltungen
nennt man Mulden- und Sattelbildung. Im ganzen lassen sich
vier Hauptmulden unterscheiden: die Wittener, Bochumer, Essener
und die Duisburger oder Emscher Hauptmulde. Sie werden durch
drei Hauptsättel voneinander geschieden: durch den von Hattingen,
den von Wattenscheid und den von Speldorf. An diese Mulden
und Sättel schließen sich zahlreiche kleinere Fältelungen an, die in-
des im Laufe der Jahre durch das ^Zusammenwirken der einzelnen
Massen nicht mehr deutlich voneinander zu trennen sind. Die
größeren Erhebungen sind verschwunden, wahrscheinlich vom Wasser
langsam weggewaschen. Deutlich ist das an der Ruhr da zu er-
kennen, wo ihr Tal senkrecht gegen die Wittener Hauptmulde an-
stößt. Durch die Mulden- und Sattelbildung und die vielfachen
Biegungen wird eine Trennung der einzelnen Schichten hervorgerufen,
die sogenannte „Verwerfung". Sie besteht darin, daß an einer
bestimmten Stelle die Schicht zerrissen ist und erst an einer höher
oder tiefer gelegenen wieder ihre Fortsetzung findet. Im Anfang
stellten diese Unregelmäßigkeiten dem Bergmann bei seiner Tätig-
keit große Schwierigkeiten entgegen, im Laufe der Zeit jedoch wurden
Regeln festgestellt, durch die der Knappe die Fortsetzung des Flözes