1907 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Grundscheid, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelslehranstalt, Höhere Schule, Mittlere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Iv. Das schwäbisch-fränkische Stufenland.
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dieses Gewerbe auf seinen Höhepunkt gebracht wurde. Er vereinigte
sich mit dem Franzosen Alibert, der im Jahre 1847 in Sibirien (bei
Irkutsk) große Graphitlager entdeckt hatte, die an Wert kaum hinter
den englischen Gruben zurückstanden. Durch diese Verbindung gingen
fast alle hier geförderten Massen in seine Hände über. Wenn nun
auch infolge des beschwerlichen, kostspieligen Bezuges der Preis
für i kg sich immerhin auf 21 M stellte, so war doch jetzt in der
Güte der Massen die Voraussetzung gegeben, um den gewerblichen
Wettkampf mit vorgenannten Völkern bestehen zu können: das Ge-
werbe nahm einen ungeahnten Aufschwung.
Die Herstellung der Bleistifte aus dem englischen Graphit
war sehr einfach. Man zerschnitt die natürlichen Blöcke mit Hilfe
kleiner Sägen in passende Stäbchen und leimte diese in die Holz-
fassung ein. Fast dieselbe Arbeit hatte man mit den aus den Ab-
fällen gepreßten Platten zu verrichten. Wesentlich anders mußte
sich die bayerische Fabrikation gestalten, die ihren Hauptsitz
in dem Dörfchen Stein bei Nürnberg hatte. Da sich der heimische
Graphit nur in erdiger oder staubiger Form vorfindet, bedurfte es
eines geeigneten Bindemittels, um ihn zu einer festen Masse zu ge-
stalten. Anfänglich benutzte man hierzu den Schwefel und Schwefel-
antimon, später Leim und Gummi, jedoch erwies sich im ersten Falle
die Masse als zu spröde, im letzten war sie zu wenig widerstands-
fähig gegen Feuchtigkeit. Endlich wurde die wichtige Frage durch
den Franzosen Condé gelöst, der nachwies, daß Ton das beste Mittel
sei. Nun erst wurde es möglich, Sorten von verschiedener Härte
oder Weichheit zu verfertigen und vor allem, gute und billige Ware
zu liefern: Man stampft den gröberen Graphit unter Wasser zu
Pulver. Naturgemäß schwimmt das feinere und leichtere Pulver
oben, dagegen hält sich das mittelfeine in den mittleren und das
gröbere in den unteren Wasserschichten auf. Die so getrennten
Sorten werden mit Ton und Wasser zu einem Brei vermengt und
solange gerührt und gerieben, bis das ganze eine einheitliche Masse
bildet. Um das Wasser aus ihr wieder zu entfernen, wird sie durch
grobe Leinwandsäcke gepreßt und dann in cylindrische Formen
gedrückt. Die schmalen Streifen, die durch die engen Löcher der
Formen ausgleiten, werden in Bleistiftlänge abgeschnitten, getrocknet
und in die Hülsen eingeleimt, zu deren Herstellung man jetzt er-
freulicherweise fast überall einheimisches Holz verwendet.
Die wichtigste deutsche Anlage in der Bleistiftfabrikation
ist die im Jahre 1761 von Kaspar Faber gegründete Fabrik, die
heute, dank dem rührigen Streben der jeweiligen Besitzer, weltberühmt
ist und ihren Fabrikaten in allen zivilisierten Ländern, namentlich in
Amerika, Eingang verschafft hat. Über 500 Männer und Frauen
werden durch dieses Unternehmen beschäftigt, das eine Leistungs-
fähigkeit von 30000 Dutzend wöchentlich aufweist. Fast ebenso
wichtig ist die Fabrik der Gebrüder Rehbach in Regensburg, die