1907 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Grundscheid, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelslehranstalt, Höhere Schule, Mittlere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Iv. Das schwäbisch-fränkische Stufenland.
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Stollen sammelnde Wasser wird in Becken geleitet, die kleine Seen
bilden und mit Nachen befahren werden.
Die Gewinnung des Steinsalzes ist eine Art von Stein-
metzarbeit. Es wird von den Bergleuten mittels ihrer eisernen Werk-
zeuge oder auch durch Schießpulver losgesprengt. Den größeren
Stücken gibt man die Form eines Fasses, um sie bequemer fort-
schaffen zu können, die andern werden in kleine Wagen geladen und
von Arbeitern oder von Pferden zur Fördermaschine geschafft. Oben
angelangt, wird das Salz entweder in Stücken versandt oder zur
Mühle gebracht, wo es gemahlen und in Fässer und Säcke verpackt
wird. Die unreine und darum minderwertige Ware wird mit Eisen-
oxyd oder Wermutspulver versetzt und dient als Viehfutter.
Zuweilen tritt das Kochsalz in großen Felsmassen zutage
(Sizilien), oder erscheint als sogenanntes Wüsten- oder Steppen-
salz in den ausgedehnten Steppen von Mittelasien, sowie in dem
weiten Gebiete vom Schwarzen und Kaspischen Meer.
Nicht immer findet man das Steinsalz rein vor, oft ist es mit
Gips, Dolomit, Mergel und Ton vermischt. Um es zu reinigen,
wird es in Wasser aufgelöst und dann in Gradierwerke gebracht,
d. h. über schmale, aber lange, aus Balken aufgeführte Gerüste ge-
leitet, die mit Dornbündeln ausgefüllt sind. Oben befindet sich ein
rinnenförmiges Becken mit durchlöchertem Boden. Die hinaufgepumpte
Sole tropft von Dorn zu Dorn und sammelt sich unten in einem
großen Behälter. Während des Tropfens verdunstet ein Teil des
Wassers, und die Beimengungen bleiben als Dornstein an den Dornen
zurück. Gewöhnlich muß die Sole mehrere Gradierwerke durch-
laufen, bevor sie die gewünschte Stärke und Reinheit hat. Enthält
sie 2 7 °/0 Salz, so gelangt sie in das Siedehaus, wo sie in großen,
flachen, eisernen Pfannen versotten wird. Nun scheidet sich das
reine Sudsalz aus. Es wird in Körbe geschöpft und in die Trocken-
kammer gestellt. Auf gleiche Weise wird das Salz aus den Solen
der Salzquellen gewonnen, die dadurch entstehen, daß Wasser, welches
im Erdinnern über Salzlager hinwegfließt, einen Teil davon auflöst
und dann als Quelle zutage tritt. Die bekanntesten solcher Quellen
in Deutschland sind Halle an der Saale, Halle in Westfalen, Hall
am Kocher, Reichenhall und Hallein.
Am billigsten und bequemsten stellt man das Salz aus Meer-
wasser her, doch ist die Gewinnung des Meersalzes nur in sehr
warmen Gegenden möglich, wo die Verdunstung stark vor sich geht,
z. B. an der Küste des Mittelmeeres. Zur Anlage einer Salzsaline
wählt man solche Küsten, die eben sind und einen tonigen Boden
besitzen. (Grund!) Dort gräbt man große, flache Gärten, die mehrere
Abteilungen aufweisen. Durch Pumpen oder Schleusen werden die
Salzgärten mit Meerwasser gefüllt, das der Verdunstung überlassen
wird. Nach wenigen Tagen scheidet sich das Salz als weiße Kruste
aus. Für gewöhnlich aber muß die Sole durch verschiedene Behälter