1908 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Dilcher, Adolf, Schwarzhaupt, Wilhelm, Walther, G.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 106 —
Ostküste weiter nach Süden. In Mittelitalien verbreitert er sich zu
dem wilden Gebirgsland derabrnzzen; imgransasso großer
Fels), 2900 m, erreicht er seine größte Höhe. Die vorgelagerten Berge,
zu denen der Vesuv gehört, sind vielfach vulkanisch. In Süditali'en
nähert sich der Apennin wieder der Westküste; weiterhin setzt er sich
in den Gebirgen Siziliens fort. Ebenen finden sich nur au dem Unter-
lauf der größeren Flüsse, am Arno, Tiber und Voltnrno. Die
Niederungen der Westküste, Maremmen genannt, sind sehr sumpfig
und leiden unter dem Sumpffieber, der Malaria.
a) Mittelitalien. Mittelitalien hat ein angenehmes, mildes Klima,
aber infolge seiner gebirgigen Natnr nur wenige fruchtbare Gegenden.
Von den kahlen Höhen des Apennins gelangt man zu ausgedehnten
Weideflächen. Dann folgen Landschaften mit terrassenartig angelegten
Weinbergen und Olivenhainen. In den Ebenen wird das Land garten-
mäßig angebaut. Deshalb finden wir dort auch die bedeutendsten
Siedelungen.
Florenz am Arno, 200000 Eimu, hat große Seidenfabriken und Strohhut-
flechtereien. Es gehört zu den schönsten Städten der Erde; seine großartigen Paläste
und herrlichen Knnstfchätze sind berühmt. An der Küste die Hafenstadt Liuoruo,
am Arno das einst seeinächtige Pisa.
Am Tiber liegt Rom, die Hauptstadt Italiens, xh Mill, Einw. Von hier ans
beherrschten die alten Römer sämtliche Länder an den Gestaden des Mittelmeers;
hier hat später die Weltherrschaft des Papstes ihren Sitz ausgeschlagen; in Rom
haben Baumeister des Altertums und des Mittelalters unvergängliche Kunstwerke
geschaffen, die wir noch hente bewundern. — Der König von Italien bewohnt den
Qnirinal, der Papst den Vatikan, den größten Palast Europas. Dieser birgt in der
Sixtinischen Kapelle die herrlichsten Gemälde von Michel Angelo (ändschelo). Dicht
daneben die prächtige Peterskirche, das größte Gotteshaus der Christenheit. —
b) Snditalien hat infolge seiner südlichen Lage ein äußerst mildes
Klima. Eis und Schnee sind hier sehr selten. Im Frühling und im
Sommer entfaltet sich an den Küsteu die südliche Pflanzenwelt in ihrer
vollen Schönheit und Pracht. Zitronen, Apfelsinen und Feigen ge-
deihen in üppiger Fülle; Olivenhaine liefern reichen Ertrag an
Öl. Deshalb preist Goethe Unteritalien als „das Land, wo die Zitronen
blüh'n, im dunkeln Laub die Goldorangen glüh'n, ein sanfter Wind
vom blauen Himmel weht, die Myrte still und hoch der Lorbeer steht."
Im Sommer' fehlt es jedoch an Regen, und der dann von Afrika her-
überwehende heiße Staubwind (Siröcco) hindert die Pflanzungen in
ihrer weiteren Entwicklung. Deshalb werden die Felder in manchen
Gegenden künstlich bewässert. Im Innern des Landes finden sich kahle,
wasserarme Hochflächen.
Die bedeutendsten Städte liegen an der Küste. Neapel, 564000 Einw.,
gehört zu den ersten Handelsplätzen des,, Mittelmeers. Rtmio Jredscho), Sizilien
gegenüber, treibt lebhasteu Handel mit Ol und Wein. Brindisi an der Ostküste
vermittelt den Verkehr nach dem Orient. ... „
Neapel hat eine unvergleichlich schöne Lage an einem tief in das Land ein-
dringenden Golf. Von den'blaueu Fluten des Meeres steigen die Häuserreihen
allmählich zu den Höhen hinans; rundum üppige Pflanzenwelt, darüber der klare
südliche Himmel und in der Ferne das weite Meer. Die Stadt selbst mit ihren engen,
heißen Straßen, ihren hohen Hänsern und dem Gewühl der Großstadt bietet wemg
Anziehendes; dafür reizt das Leben in den engen Seitengassen unsere Neugier um