1908 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Dilcher, Adolf, Schwarzhaupt, Wilhelm, Walther, G.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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§ 120. Palästina. Begrenzung. Palästina wird im Westen von
einer hafenarmen Küste, im Süden und im Osten von weiten Wüsten
begrenzt. Dadurch wurde das Volk Israel von semer heidnischen Um-
gebung abgesondert; die Nähe von 3 Erdteilen aber förderte später
die rasche Ausbreitung des Christentums.
Bewässerung. Eine Grabenversenkung, die Libanon und Anti-
libanon trennt, setzt sich im Jordantal, dem Toten Meer und weiter
nach Süden bis zum Busen von Akaba fort. Durch dieselbe strömt
der Jordan, der am Hermon entspringt und den Meromsee und den
fischreichen See Genezareth durchfließt. Die Ufer des letzteren waren
einst aufs fleißigste angebaut und mit freundlichen Städten und Dörfern
übersät (Kapernanm, Tiberias, Bethsaida). Heute ist hier alles öde
und verfallen. Im Jordantal, der Kornkammer Palästinas, liegt
Jericho. Der Jordan mündet in das Tote Meer.
Das Tote Meer liegt 394 m unter dem Spiegel des Mittelmeers und bildet
die tiefste Senkung der Erde. Sein Wasser ist so salzhaltig, daß jeder Stein, jedes
Stück Treibholz mit weißer Salzkruste wie mit einem Leichentuch überzogen ist.
Die kahlen Felsen der Umgebung werfen die glühenden Sonnenstrahlen dovvelt
heifj zurück; die öden, einförmigen Ufer bergen Schwefel und Asphalt. &tht
Wassertier regt sich in den Fluten de? Toten Meeres. Sterbend kommen die vom
Jordan hergetriebenen Fische zur Oberfläche empor. Kein Vogel durchfliegt das
Schilf des Sees; selbst die Pflanzenwelt ist öde und traurig. Es ist alles tot —
am Toten Meer.
Bodenbeschaffenheit. Das oben erwähnte Einbruchstal teilt Palästina
in das Ost- und das Westjordanland. Ersteres geht nach Osten hin in die
Syrische Wüste über; letzteres wird von einem Hügelland durchzogen,
das im Karmelgebirge das Meer erreicht. Auf einer steilen Höhe
des Hügellandes liegt Jerusalem; nicht weit davon liegen Bethlehem
und viele andere aus der heiligen Geschichte bekannte Orte. — Das
Hochland senkt sich nach dem Meere hin zu einer fruchtbaren Ebene.
An der Küste liegt der Hafenort Jaffa oder Joppe. Nördlich vom
Karmelgebirge ist Akkon oder Akka gelegen, das in den Kreuzzügen
oft belagert wurde und lange Zeit der letzte Zufluchtsort der Deutsch-
Herren blieb.
Jerusalem bat heute ungefähr 50 000 Einw., darunter 10000 Juden und
6000 Christen. Die Stadt zerfällt nach den verschiedenen Religionen ni ein mo-
hammedamsches, jüdisches, christliches und armenisches Viertel. Das Innere ist
eng und winkelig, düster und unreinlich. Im Türkenviertel steht die Omar-Moschee
an der Stelle, wo sich einst der Salomonische Tempel erhob. Sie ist ein achteckiges
Gebäude, das als Heiligtum angeblich den Opferstein Isaaks bewahrt. Die Christen-
stadt birgt die Grabeskirche mit der Kapelle des heiligen Grabes. Unter den vielen
Neubauten Jerusalems ragen besonders die Wohltätigkeitsanstalten hervor. So
hat hter der deutsche Johanniterorden ein Hospiz errichtet Deutschen Stiftungen
verdanken auch ein Drakonissenhaus, ein Waisenhaus, eine Erziehungsanstalt und
em Krankenhaus für Aussätzige ihre Entstehung. Auch eine deutsche schule besteht
m Jerusalem.
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