1872 -
Leipzig
: Merseburger
- Autor: Renneberg, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Mittlere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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einem andern Orte sein tragbares Zelt aus, das ihm zur Wohnung
dient. Die meisten Nomaden gehören dem mongolischen Menschenstamme
an und wohnen vorzugsweise in den großen Wüsten von der Westküste
Afrikas bis an die Behringsstraße an der Ostküste Asiens; in Europa
gehören die Lappen zu ihnen.
Die ansässigen Völker haben einen festen Wohnsitz. Sie ver-
binden mit dem Anbaue des Bodens, als ihrer Hauptnahrungsquelle,
zugleich die Beschäftigung der Naturvölker: Jagd, Fischfang, Viehzucht,
insofern es die Beschaffenheit ihres Landes gestattet. Bald beschränken
sie sich nicht mehr auf die bloß unmittelbare Benutzung des Ertrags
ihres Besitzthums, fondern es tritt das Handwerk hinzu, und wenn
die Menge des Ertrags das eigne Bedürfniß übersteigt, so führt der
Handel den Ueberfluß andern Völkern zu. Die höchste Stufe der
Kultur erreicht ein Volk aber erst dann, wenn ein geistiges Bedürfniß
in ihm erwacht ist, und wenn es gelernt hat, demselben durch Wissen-
schaft und Kunst zu genügen. Dahin gehören vor allen die
christlichen Völker Europas, und unter ihnen finden wir die größte
Volksbildung in Deutschland.
Die staatlichen Verhältnisse der Völker hängen mit deren
Kulturstufe nothwendig zusammen. Die Wandervölker bilden keinen
Staat, sondern leben unter der patriarchalischen Leitung eines Familien-
ältesten oder Häuptlings. Nur bei den ansässigen Völkern bilden sich
nach bestimmten Gesetzen eingerichtete Staaten. Die Form derselben
ist verschieden, je nachdem die höchste Gewalt von einem einzigen Ober-
Haupte oder von mehreren ausgeübt wird; im ersteren Falle heißt die
Staatsform eiue monarchische, im letztern eine republikanische.
Die Monarchie (Einherrschaft) ist eine Despotie, wenn der Wille
des Selbstherrschers das Gesetz ist, wonach alle Angelegenheiten des
Staates entschieden werden; sie ist unbeschränkt (absolut), wenn der
Monarch die Regierung allein führt, wenn auch nach Gesetzen, denen
er selbst mit unterworfen ist; hat aber das Land ein Grundgesetz (Eon-
stitntion), nach welchem festgestellt ist, daß der Monarch in manchen
Regierungsmaßregeln durch Vertreter des Volks (Stände) beschränkt ist,
so bildet das Land eine constitntionelle Monarchie. Die verschie-
denen Namen der Monarchen: Kaiser, König, Großherzog, Herzog, Fürst,
bezeichnen ihre verschiedene Würde. Die Despotie herrscht in Asien und
Afrika, die Monarchie in Europa und die Republik in Amerika vor.
Die Monarchien sind entweder Erb- oder Wahlmonarchien. In
jenen erbt die Herrschaft in der Familie des Regierenden fort; in diesen
wird nach dem Ableben des Monarchen ein anderer an seine Stelle
gewählt. Die Republiken sind aristokratisch oder demokratisch.
In jenen übt ein Ausschuß der vornehmsten Familien, in diesen
eine aus dem ganzen Volke gewählte Versammlung die Macht. Wenn
mehrere Staaten sich zu einem Bunde vereinigen, so heißt dieser Staa-
tenbund. Die verbündeten Staaten heißen Bundesstaaten (Schweiz).
3) Eintheiluug nach der Sprache. Man nimmt an, daß ungefähr
850 Sprachen auf der Erde gesprochen werden. Unter diesen sind aber
zwei so vorherrschend, daß beide zusammen von mehr als f aller Men-
schen geredet werden:
a. Der ostasiatische Sprach stamm (von mehr als 300 Mill. M.)