1872 -
Leipzig
: Merseburger
- Autor: Renneberg, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Mittlere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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schwächer in den Küstenstrichen auf. Auf den schattenlosen Hochländern
sind in Folge der Rückstrahlung der Warme von der erhitzten Ober-
fläche die Tage heiß und die Nächte kalt; selbst in der Sahara kommt
schneidende Kälte und Eisbildung vor. Das Klima der Hochländer ist
meist gesund; in den feuchten und sumpfigen Niederungen verfällt der
Europäer bösartigen Fiebern. Am gefährlichsten sind ihm die plötzlichen
Temperaturwechsel und der Uebergang von der nassen zur trockenen
Jahreszeit.
Mit Ausnahme derjenigen Theile, welche in eine der beiden ge-
mäßigten Zonen hineinreichen, kennt Afrika nur zwei Jahreszeiten, eine
längere, trockene und eine kürzere Regenzeit. Diese dauert 2—3 Mo-
nate und fällt nördl. vom Aequator in die Zeit zwischen den Mai und
Oktober, südl. zwischen den Oktober und Mai. Die 9 übrigen Mo-
nate hindurch ist der nächtliche Than der einzige Niederschlag aus der
wolkenlosen Atmosphäre. Nach dem Nord- und Südrande des Erdtheils
hin zeigen sich schon die Übergangszeiten Frühling und Herbst; der
Winter liefert hier den meisten, der Sommer den geringsten Niederschlag.
Erzeugnisse. Der mineralische Reichthum Afrikas ist noch sehr
wenig untersucht. Die Wüste hat großen Reichthum an Salz und Na-
trou. Von Metallen findet sich Eisen überall in Menge, Gold im
Konggebirge, in Hochsudan und in Habesch, Kupfer in Niederguinea
Steinkohlen an der Südostküste, Diamanten im S.
Für die Entwicklung der Vegetation ist die Regenzeit in dem
tropischen Theile Afrikas die Hauptbedinguug Unmittelbar nach der-
selben entfaltet sie sich ebenso schnell als prächtig und lockt zugleich die
wilden Thiere aus ihren Schlupfwinkeln in die knltivirten Gegenden.
Die Pflanzenwelt hat im allgemeinen den tropischen Charakter, nur
weniger riesenhafte Formen als in Amerika und Südasien. Am Nord-
rande trifft man dieselben Pflanzen, die Südeuropa hat. Erst in der
Sahara beginnt der eigentümliche Charakter des Pflanzenreichs, frei-
lich hinsichtlich der Einförmigkeit mit den übrigen Verhältnissen über-
einstimmend. Die Bäume, den Baobab ausgenommen, sind nie ohne
Blätter. Urwälder fehlen; ja viele Gegenden (Sahara, Egypten, Nu-
bien, Theile Südafrikas) haben überhaupt keine Wälder, und im füd-
lichsten Afrika sind die Wälder mit steifem Laube. Außer den verschie-
densten Arten von Palmen, der Banane, dem Gummibaume und ge-
waltigen Schlingpflanzen, bringt dieser Erdtheil die gewöhnlichen Nah-
rungspflanzen des Südens, Durra (Hirse), Reis, Mais, Zuckerrohr und
Kaffee, sowie verschiedene Gewürzarten, Baumwolle u. a. hervor.
Mit seineu ungeheuren Wüsten ist Afrika das rechte Vater-
land der_ meisten großen viersüßigeu Thiere, sowohl Pflanzen- als
fleischfressender. Unter den dem Menschen nützlichen Thieren nimmt
hier ohne Zweifel das Kameel den ersten Rang ein. Mit Reckt
nennt es der Araber das Schiff der Wüste, weil ohne dieses Thier
die ganze Wüste, welche jetzt von zahlreichen Karawanen jährlich
durchzogen wird, ganz unzugänglich wäre. Man braucht das Kameel
mehr zum Lasttragen und das Dromedar mehr zum Reiten.
Pferde, Esel und Manlthiere, wie alle unsere Hansthiere, finden
sich in vorzüglicher Schönheit. Unter dm wilden, aber unschäd-
lichen ^ Thieren bemerken wir Elephanten, Flußpferde und Rino-
cerosse mehr in den südlichen als in den nördlichen Theilen. Das