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1. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 58

1872 - Leipzig : Merseburger
58 dann die Ströme über ihre Ufer, so verwandelt sich die Ebene in einen Ungeheuern Wasserspiegel. Nur die höheren Stellen ragen hervor; sie dienen den Herden, die von kühnen Hirten (Llaneros) bewacht, frei umherstreifen, als Zuflucht. 3. Die Küstenebene von Guyana, 5—14 M. breit, ist theils niedrig und sumpfig (durch Schlamm und Geschiebe der Ströme gebil- det und sich immer mehr erweiternd), waldreich und fruchtbar, aber sehr ungesund, theils höher hinaus mit Prairien bedeckt. 4. Die Ebenen des Amazonenstroms (145,000 Hüm.) reichen von den Anden bis zum atlant. Ocean und von dem Hochlande von Brasilien bis zu dem von Guyana. Sie sind theis Llanos oder flache Grasfluren, theils, besonders zu beiden Seiten des Stroms, sumpfige, undurchdringliche Urwälder (Selvas). Urwälder sind solche, die noch in ursprünglicher, undurchdringlicher Wildheit dastehen. Bis zu ihren Rändern sind europäische Reisende vorgedrungen, in ihrem Innern hat noch kein menschlicher Arm die Axt geschwungen. Die tau- sendiährigen, morschgewordenen Riesenbäume stürzen zusammen, über ihren Trümmern erhebt sich ein neues Geschlecht. Orchisgewächle mit wunderschönen -Blüten siedeln sich aus der Rinde an; Schlingpflanzen klettern von der Wurzel zur Krone hinauf. Schönere Guirlanden, als sie Menschen zu winden verstehen, ziehen sich von Ast zu Ast, von Stamm zu Stamm. Der Boden ist dicht mit hohen, in der feuchten Hitze wohl gedeihenden Kräutern bedeckt, die dem Menschen jedes Eindringen unmöglich machen. Zahllosen Thiergeschlechtern ist der Urwald zur Wohnung angewiesen. In der Mittagshitze unterbricht kein Laut eines lebenden Geschöpfes die grauenvolle Stille, aber mit der aufgehenden oder sinkenden Sonne wird der Urwald lebendig. Papageien lassen ihr tausendstimmiges Geschwätz erschallen, das nur noch übertönt wird von dem Geschrei der zahllosen Affen. Durch das Gras schleichen gleißend- schöne, aber äußerst giftige Reptilien und schwirren Käfer, die wie Edel- steine glänzen. Um die Blumen gaukeln um die Wette Schmetterlinge, die, bis zur Handbreite groß, die nnsrigen an Farbenpracht weit über- strahlen, und Kolibris in wundervollem Farbenglanze, die ihren faden- förmigen Schnabel in die Blütenkelche tauchen. Schauerlich hallen die klagenden Rufe des Ais oder Faulthieres, das regungslos um den Stamm des Baumes geklammert hängt. Erst die völlige Dunkelheit macht dem Getöse ein Ende. Dann beginnen die reißenden Katzen ihren mörderischen Gang. — Die Flüsse bilden die einzigen Verbindungswege für die zerstreut umherwohnenden Völker, Gemeinden und Missionen. 5. Die Pampas des Rio de la Plata, zwischen den Anden und dem Berglande von'brasilien, sind unabsehbare, baumlose, mit dich- tem Grase oder mit Schilf und distelartigen Pflanzen bewachsene Step- Pen, von Herden wilder Pferde und Rinder belebt und mit wenigen menschlichen Ansiedelungen besetzt. Hier trifft man fast nur den halb nackten und halb wilden berittenen Hirten, Gaucho genannt, der mit Wurfschlinge und Schleuderkugel (Lasso und Bola) dem Jaguar seine Beute streitig macht. In Erdhöhlen, die es sich mit seinen starken Kral- len gegraben, wohnt das nächtliche Gürtelthier. — Andre Theile dieser großen Ebene sind Salzsüinpfe und kahle Salzsteppen. 6. Die patagonische Steppe, im schmalen Südende des
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