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1. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 79

1872 - Leipzig : Merseburger
79 Untersuchung dieser Länder. Und doch ist es gelungen, unter tausend Gefahren, auf einzelnen Punkten bis zum 83" vorzudringen, und kühne Walfischsänger treiben sich jährlich zwischen diesen Eismassen herum. Mit bewundernswürdiger Ausdauer haben insbesondere die Engländer Roß, Franklin und Parry, sowie der Amerikaner Kane die nördl. Meere durchforscht, um wo möglich eine nordwestl. Durchfahrt aus dem atlau- dischen in den stillen Ocean aufzufinden. Nach vielen vergeblichen Be- mühungen und nach Aufopferung vieler Menschenleben ist das endlich 1850 dem Kapitän M'clure gelungen. Aber einen Gewinn hat man von dieser Entdeckung nicht gehabt, denn die Eisberge drohen die Schiffe zu zerstören, und die Inseln sind der Kälte wegen unbewohnbar; an ihren Küsten starren sie von Schnee und Eis, so daß man niemals recht weiß, wo das Land aufhört und das Meer beginnt. Ob wirklich nördl. vom 81" ein eisfreies offenes Polarmeer flutet und eine ungehinderte Verbindung zwischen dem grönländischen Meere und der Behringsstraße stattfindet, ist noch keineswegs außer Zweifel. Produkte. Alle diese Polarländer und Polarinseln sind gleich öde und schrecklich. Neun Monate hindurch ist der Boden so fest wie Stein gefroren und viele Fuß hoch mit Schnee bedeckt; der kurze Sommer ist zu ohnmächtig, um für die Vegetation etwas thnn zu können. Zwerg- weiden, verkrüppelte Sträucher, Moose und Flechten, besonders das ge- gen den Skorbut so heilsame Löffelkraut sind der ganze Reichthum. Treibholz ersetzt den Mangel des Holzes. In neuerer Zeit hat man auch bedeutende Steinkohlenlager entdeckt. Das Thierreich ist nicht ganz so arm. Das Wasser ist mit Fischen, Speck- und Thran- thieren (Walfische, Walrosse, Robben u. a.) angefüllt, die Zahl der Seevögel ist ungeheuer. Thiere des Festlandes sind das Renthier (hier jedoch nicht gezähmt und zum Ziehen gebraucht) und der Moschus- oder Bisamochse, der durch ein außerordentlich dichtes Haar- und Wollenkleid gegen die Kälte geschützt ist. Ein grimmiger Feind aller übrigen Geschöpfe, weit größer und stärker als der braune Landbär, ist der Eisbär, mit dem die Seefahrer oft harte Kämpfe zu bestehen haben. Auf Eisschollen treibt er oft 40 M. in die See hinaus, ver- folgt die Robben und scheut sich kaum vor den spitzen Hauern der Walrosse. Bewohner. Die einzigen Bewohner der traurigen Einöden sind die Eskimos, ein schwacher Menschenstamm von zwergartiger Gestalt = 4—5') hoch, schmutzig, freßgierig und lügenhaft, aber gntmüthig und nicht ohne Geschick in der Anfertigung ihrer Kleider, Schlitten und Kähne u. a. Im Sommer wohnen sie in Zelten von Thierhäuten, im Winter, wenigstens im N., in Hütten, die aus Schnee- quadern wie eine Halbkugel zusammengefügt sind. Ein Stück klares Eis ist das Fenster; von der Decke hängt eine Thranlampe zur Heizung, zum Leuchten und zum Kochen. Jagd und Fischerei geben den Lebens- unterhalt; sind sie unergiebig, wird gehungert, bei gutem Fange mehr geschlungen als gespeist. Dennoch lieben die Eskimos ihr trauriges Vaterland über alles und dürfen dasselbe auch nicht leicht, ohne bald zu sterben, mit einem andern vertauschen. Sie sind durch Herrnhnter zum Christenthnme bekehrt (Hans Egede). Das bedeutendste dieser Polarländer ist Grönland, d. h. grünes ■vtond, wie es bereits im 10. Jahrhundert von Normännern genannt
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