1872 -
Leipzig
: Merseburger
- Autor: Renneberg, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Mittlere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Untersuchung dieser Länder. Und doch ist es gelungen, unter tausend
Gefahren, auf einzelnen Punkten bis zum 83" vorzudringen, und kühne
Walfischsänger treiben sich jährlich zwischen diesen Eismassen herum.
Mit bewundernswürdiger Ausdauer haben insbesondere die Engländer
Roß, Franklin und Parry, sowie der Amerikaner Kane die nördl. Meere
durchforscht, um wo möglich eine nordwestl. Durchfahrt aus dem atlau-
dischen in den stillen Ocean aufzufinden. Nach vielen vergeblichen Be-
mühungen und nach Aufopferung vieler Menschenleben ist das endlich
1850 dem Kapitän M'clure gelungen. Aber einen Gewinn hat man
von dieser Entdeckung nicht gehabt, denn die Eisberge drohen die Schiffe
zu zerstören, und die Inseln sind der Kälte wegen unbewohnbar; an
ihren Küsten starren sie von Schnee und Eis, so daß man niemals recht
weiß, wo das Land aufhört und das Meer beginnt. Ob wirklich nördl.
vom 81" ein eisfreies offenes Polarmeer flutet und eine ungehinderte
Verbindung zwischen dem grönländischen Meere und der Behringsstraße
stattfindet, ist noch keineswegs außer Zweifel.
Produkte. Alle diese Polarländer und Polarinseln sind gleich öde
und schrecklich. Neun Monate hindurch ist der Boden so fest wie Stein
gefroren und viele Fuß hoch mit Schnee bedeckt; der kurze Sommer ist
zu ohnmächtig, um für die Vegetation etwas thnn zu können. Zwerg-
weiden, verkrüppelte Sträucher, Moose und Flechten, besonders das ge-
gen den Skorbut so heilsame Löffelkraut sind der ganze Reichthum.
Treibholz ersetzt den Mangel des Holzes. In neuerer Zeit hat man
auch bedeutende Steinkohlenlager entdeckt. Das Thierreich ist
nicht ganz so arm. Das Wasser ist mit Fischen, Speck- und Thran-
thieren (Walfische, Walrosse, Robben u. a.) angefüllt, die Zahl der
Seevögel ist ungeheuer. Thiere des Festlandes sind das Renthier
(hier jedoch nicht gezähmt und zum Ziehen gebraucht) und der Moschus-
oder Bisamochse, der durch ein außerordentlich dichtes Haar- und
Wollenkleid gegen die Kälte geschützt ist. Ein grimmiger Feind aller
übrigen Geschöpfe, weit größer und stärker als der braune Landbär, ist
der Eisbär, mit dem die Seefahrer oft harte Kämpfe zu bestehen
haben. Auf Eisschollen treibt er oft 40 M. in die See hinaus, ver-
folgt die Robben und scheut sich kaum vor den spitzen Hauern der
Walrosse.
Bewohner. Die einzigen Bewohner der traurigen Einöden sind
die Eskimos, ein schwacher Menschenstamm von zwergartiger Gestalt
= 4—5') hoch, schmutzig, freßgierig und lügenhaft, aber
gntmüthig und nicht ohne Geschick in der Anfertigung ihrer Kleider,
Schlitten und Kähne u. a. Im Sommer wohnen sie in Zelten von
Thierhäuten, im Winter, wenigstens im N., in Hütten, die aus Schnee-
quadern wie eine Halbkugel zusammengefügt sind. Ein Stück klares
Eis ist das Fenster; von der Decke hängt eine Thranlampe zur Heizung,
zum Leuchten und zum Kochen. Jagd und Fischerei geben den Lebens-
unterhalt; sind sie unergiebig, wird gehungert, bei gutem Fange mehr
geschlungen als gespeist. Dennoch lieben die Eskimos ihr trauriges
Vaterland über alles und dürfen dasselbe auch nicht leicht, ohne bald zu
sterben, mit einem andern vertauschen. Sie sind durch Herrnhnter zum
Christenthnme bekehrt (Hans Egede).
Das bedeutendste dieser Polarländer ist Grönland, d. h. grünes
■vtond, wie es bereits im 10. Jahrhundert von Normännern genannt