1872 -
Leipzig
: Merseburger
- Autor: Renneberg, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Mittlere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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immergrüne Laubwälder (Oelbäume) und Edelfrüchte (Mandel, Feige,
Orange u. s. w.) vorherrschend.
Weit größer als in der Pflanzenwelt erscheint die Gleichförmigkeit
in der Thierwelt. Allenthalben sind dieselben Thiergattungen über
Europa verbreitet. Nur die Polarländer haben einige eigentümliche
Gattungen, und im S. erinnern einige Eidechsenarten, Schlangen und
Insekten an die Nähe der Tropenwelt. In Folge der fast allgemeinen
Verbreitung der menschlichen Kultur ist der Reichthum an wilden Thieren,
namentlich in Südeuropa, weit geringer als in den drei größeren Erd-
theilen, desto bedeutender aber verhältnißmäßig die Menge der Haus-
thiere. Vou den wildlebenden Thieren sind außer dem Ren- und
Elenthiere, noch die Eisbäre und mehrere Pelzthiere dem N.
eigen. Wild findet sich in der nordosteuropäischen Tiefebene, Wölfe
und Bären besonders in den Alpen und Pyrenäen, Affen nur bei
Gibraltar. Die uördl. Gewässer siud reich an Vögeln (Eidergans) und
Fischen (Höring). Unter den Hansthieren ist das Pferd über ganz
Europa, Lappland ausgenommen, verbreitet. Rind vi eh zu cht ist in
Großbritannien, auf den Alpen und im germanischen Tieflande am be-
dentendsten, wie die Schafzucht in den drei südl. Halbinseln.
Größe. Einw. Europa umfaßt 178,000 !^>M. Es ist daher nächst
Australien der kleinste Erdtheil und beträgt ungefähr nur Xu von Asien,
V6 von Amerika und y3 von Afrika.
Die 298 Mill. Einwohner Europas (etwa 1:1660) sind sehr uu-
gleichmäßig vertheilt. Am geringsten ist die Volksdichtigkeit in O. und
im höchsten N., am stärksten in England und in Belgien.
Die Bevölkerung unseres Erdtheils zeigt eine große Mannigfaltig-
keit der Nationalitäten, zugleich aber auch wiederum eine gewisse Gleich-
artigkeit. Sie besteht etwa aus 60 Völkern mit 53 Sprachen, aber diese
gehören mit Ausnahme geringer mongolischer Stämme im äußersten N.
(Samojeden am Eismeere) und So. (Kalmücken am Unterlaufe des Don
und der Wolga) nur einer Menschenrace, der weißen oder kaukasi-
schen an, und der Hauptmasse nach, nämlich 40 Völker (ca. 282 Mill.),
auch nur einem, dem indisch-europäischen Sprachstamme, die übrigen
20 Völker (13 Mill.) dem finnischen (Ungarn, Liven, Esthen, Finn-
länder) und türk.-tatarischen (Osmanen und Mongolen). Ferner sind
sie, mit Ausnahme von etwa 1 Mill. Nomaden in den So.-Steppen,
alle ansässig, alle Kulturvölker und Christen.
Die der kaukasischen Race angehörenden Bewohner Europas
zerfallen hauptsächlich in drei fast gleich starke Haupt-Völker-Familien:
1. Die griechisch-romanische (95 Mill.) und zwar 1) Grie-
chen (2i/3 Mill.) auf der Hämoshalbiufel; 2) Romanen vorherrschend
im S. und Sw., nämlich Italiener, Spanier, Portugiesen, Franzosen,
Walachen, Rhätier.
2. Die germanische (90 M.) in der Mitte und im N. Sie be-
steht aus drei Hauptnationen: Deutsche (56 Mill.), Skandinavier (8 Mill.)
und Engländer (25 Mill.).
3. Die slavische (83 Mill.) im O. Europas und zwar a) Ost-
slaben: Russen, Rutheneu (in Galizien und Ungarn); d) Südslaven
oder illhrische: Winden oder Slovenen (in den Ostalpen), Kroaten,
R e n n e b e r g, Lehrb. d, Erdkunde. a