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1. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 175

1872 - Leipzig : Merseburger
175 dem Alpenlande eigentümlichen Thiere: Gemse, Steinbock, Murmel- thier u. a. Wo die grünen Alpen aufhören, beginnen die Hochalpen, die Region des ewigen Eises und Schnees. Sie haben scharf^gekantete Joche, schmale Felsenkämme und Firste, steile Wände, tiefe Schluchten. Die Gipfel stellen sich meist als schroffe Hörner und spitzige Zacken und Na> delu dar. Wo nicht zu steile Abhänge in grauser Nacktheit dazwischen treten, liegt ewiger Schnee (Firn). Derselbe ist nicht flockig, sondern fein- körnig und blendendweiß und über 3125 m (10,000') so fest, daß selbst unter der Sonne des höchsten Sommers der Fuß nur unmerkliche Ein- drücke macht. Ju großen Feldern bedeckt er die erhabensten Rücken der Alpenketten. An den tiefsten Stellen derselben, aber nur au der Nordseite der Alpen, liegen als deren gefrorene Abflüsse die Gletscher. Jeder Gletscher ist daher ein mit Eis angefülltes Thal, bis 450 m (1500') dick und zuweilen 6—3 Stunden lang. Er senkt sich in die Kulturthäler hinab, wo er seinen Fuß dicht an blühenden Bäumen und grünenden Saaten anlehnt. Die unberechenbar schweren Schneemassen lasten in den höheren Theilen der schluchtigen Gebirgsrinnen und drängen vermöge ihres Gewichts auf die tieferliegenden Massen. Hierdurch entsteht ein Fortschieben nach unten. Zugleich löst jedoch die natürliche Erd- wärme von den untersten Schnee- und Eisschichten ununterbrochen etwas auf. Dieses sucht sich als flüssiges Gletscherwasser einen Weg nach unten zu bahnen und unterwühlt dadurch die ganze Masse. Das Einsinken der unterhöhlten Schneemassen giebt den höher lagernden Raum zum Nach- rücken, und so erklärt sich die Bewegung der Gletscher im allgemeinem Das beständige Untergrabenwerden derselben durch die an ihrem Fuße her- vorfließenden, wilden Gletscherbäche (die nie versiegende Quelle der Flüsse Mitteleuropas) ist schuld, daß die Eisgewölbe, welche sich im Sommer bilden, häufig zusammenbrechen. Mit einem donnerähnlichen Getöse ent- stehen in der warmen Jahreszeit tiefe Spalten, die dem Wanderer be- sonders dann gefährlich werden, wenn frisch gefallener Schnee sie bedeckt und eine trügerische Brücke über sie wirft. Äußer diesen Spalten unter- brechen auch Moränen die wellenförmige, rauhe Oberfläche des Glet- schers. Moränen sind Streifen von Steinen, die, vom Ufer desselben oder einem Felsen in der Nähe seines oberen Endes abgelöst, sich entweder den ganzen Gletscher hinab in parallelen Linien erstrecken oder bloß den untern Rand desselben als einen großen Steinwall umgeben. Einzelne mehr wagerecht als schräg hängende Gletscher hat man Eismeere ge- nannt. Man zählt über 1000 Gletscher und schätzt die von ihnen bedeckte Fläche auf 50 □ M. Eine andere im Hochgebirge sehr bekannte Erscheinung sind die Lawinen oder Schnee- und Eismassen, welche in die Thäler stürzen und durch ihre Masse, wie durch die beim Sturze erlangte Gewalt und die heftige Luftbewegung vor ihnen her, furchtbare Verheerungen anrichten, Wälder und Häuser fortreißen, große Strecken fruchtbaren Landes mit Schutt bedecken, Menschen und Vieh begraben und ersticken u. s. w. Sie kommen, wenn tiefer Schnee gefallen ist, der bei gelinder Witterung locker bleibt; daher besonders im Frühlinge. Sie entstehen in der Regel nicht durch kleine Schneebälle, die sich allmählich vergrößern, sondern durch Herabrutschen ganzer Schneemassen, deren Schnelligkeit von Augenblick zu Augenblick wächst. Da man die Orte kennt, wo sie zu fallen pflegen, so
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