1912 -
Halle an d. Saale
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
13. Die Landschaften der deutschen Mittelgebirge 61
Täler und Talbecken von ausgezeichneter Fruchtbarkeit,
es sei nur an das Ries bei Nördlingen und an das Becken von
Dinkelsbühl erinnert. Auch sonst begegnet man am Nordfuße des
Juras herrlichen Ackern und Obstgärten, in denen Kirsch- und Wall-
Nußbäume stark vertreten sind. Diese Gebiete gehören klimatisch
schon ganz zum Ostteil der oberrheinischen Kulturlandschaften.
Im Fränkischen Jura ist Solnhofen durch seine strohgelben
Kalkplatten, den besten Lithographie st einen der Welt,
berühmt geworden. Die Eisenerz lagerstätten bei Amberg haben
die Eisenindustrie des Frankenlandes vorteilhaft unterstützt. Im
höhern Grade rverden dies die neu entdeckten Erzgebiete bei Holl-
feld tun. Landschaftsbilder von wunderbarem Reiz durchsetzen
den nördlichen Teil des Fränkischen Juras. Nicht mit Unrecht
führt er den Namen „Fränkische Schweiz"; forellenreiche Bäche
(die Wiesent) durcheilen in raschem Lauf dichtbewaldete Täler, in
denen die Eingangspforten zu großen Höhlen (Sophienhöhle)
liegen, und an deren steilen Gehängen menschliche Ansiedlungen
wie Schwalbennester angeklebt sind (Pottenstein im Püttlach-
tal). Reiche Korn- und Weizenfelder überziehen die flachen Berg-
rücken. Die die Fränkische Schweiz im Westen begrenzende Regnitz
durchfließt einen fruchtbaren Schwemmlandboden. Feld-, Garten-
und Gemüsebau stehen, vom Klima sehr begünstigt, auf hoher
Stufe. Roggen-, Weizen- und Kartoffelfelder werden von Hopfen-
anpflanzungen unterbrochen. 3^ °/0 des Ackerlandes ist in
Mittelfranken mit Hopfen bepflanzt. Fürth (67000 E.) ist der
Hauptmarkt für Hopfen.
Der Sandboden des Regnitzbeckens wird teils von Nadelholz-
wäldern, teils von Heidestrecken eingenommen. Letztere sind der
Nährboden einer großen Bienenzucht, deren Erzeugnis die Leb-
kuchenfabriken in Nürnberg verarbeiten. Das Holz liefert Material
zu den Nürnberger Spielwaren, die in neuerer Zeit aber mehr in
Blei- und Zinnguß hergestellt werden. Neben Rothenburg ob der
Tauber hat Nürnberg sein Gepräge als alte deutsche Stadt am
meisten mit zu bewahren gewußt; Neubauten richten sich in ihrem
Stile ganz nach den alten prächtigen Patrizierhäusern, Kirchen und
Burghäusern. Heute zählt dieser altberühmte und bewährte deutsche
Kultursih 333000 E., womit er die zehntgrößte Stadt des Reichs ist.
Neben einem weitverzweigten Handel betreibt Nürnberg vielseitige
Industrien, so die Herstellung berühmter Kurz- und Spielwaren
als sog. „Nürnberger Waren", von Lebkuchen, Metall-, Holz-,
Horn- und optischen Waren, Bleistiften, Maschinen; nicht unerwähnt
seien die Erzgießereien, Elektrizitätswerke und Bierbrauereien.
Nürnberg verknüpft wichtige von Süden, Südwesten und Südosten
kommende Verkehrsstraßen mit solchen aus nördlicher Richtung.
Der Ludwigskanal, der das Donaugebiet mit dem Rheingebiet
verbindet, kann mit seiner geringen Tiefe und Breite, die nur
Fahrzeugen bis höchstens 127 Tonnen den Verkehr gestatten,
heutigen Verkehrverhältnissen nicht mehr genügen.