1912 -
Halle an d. Saale
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
2 Ii. Deutschlands Klima, Wirtschafte und Kulturlandschaften.
Zu den Mittelgebirgen gehören noch die Horstgebirge des
oberrheinischen Grabenbruches, nämlich Schwarzwald
und Vogesen, und nördlich anschließende mehr selbständige Gebirge,
rechtsrheinisch Odenwald und Spessart und linksrheinisch Lothrin-
gisches Stufenland und die Haardt. Rauh und waldarm sind nur
die höchsten Erhebungen dieser Gebirge, während die tiefer ge-
legenen Täler und die Fußlandschaften schon an dem milden Klima
der Oberrheinischen Tiefebene teilnehmen. Der Schwarzwald
ist ein waldiges Massengebirge, das aus Gneis, Granit und
einzelnen Porphyrkuppen besteht und seinen höchsten Gipfel im
Feldberg (1490 m) präsentiert. Am Bruchrande des Grabens, also
nach dem Rheine zu, fällt das Gebirge steil ab, während es sich
nach Osten ganz allmählich abdacht; an den Donauquellflüssen
geht es in die Getreidehochebene „Die Vaar" über. Nach
Norden zu löst sich das Gebirge in eine niedrige Hügellandschaft
auf, die reich mit Getreide, Obst und Wein bebaut ist.
Der Schwarzwald ist seit altersher ein ausgiebiger Holz-
lieferant. Mit dem Holzreichtum hängen verschiedene Gebirgs-
industrien zusammen, wie die Herstellung von Uhren und
Musikwerken. Die Schwarzwälderuhrenindustrie ist bereits im
18. Jahrhundert entstanden und beschäftigt heute noch über
15000 Menschen.
Die Pässe des Schwarzwaldes: das Höllental von Freiburg
im Vreisgau (83000 E.) nach Schaffhausen, das Kinzigtal von
Offenburg (17000 E.) über Triberg, Villingen (11000 E.) nach
Donaueschingen und Konstanz (28000 E.), der Kniebispaß und
das Murgtal sind von einem regen Verkehr belebt und reich an
landschaftlichen Reizen. Berühmt ist durch die Kühnheit ihrer
Anlage (durch die Schlingen und Kehrtunnel bei Triberg) die
Schwarzwaldbahn Offenburg—konstanz. Auch die Bahn Immen-
dingen—waldshut—lörrach—leopoldshöhe, die als Kriegsbahn
das Schweizergebiet umgeht, ist eine Gebirgsbahn ersten Ranges
und sehr verkehrsreich. Der Fremdenverkehr ist im Schwarzwald
außerordentlich entwickelt, auch im Winter, wo der Schneeschuh-
(Ski-)sport viele Sportlustige aus Nah und Fern herbeilockt.
Der Odenwald ist ein verkleinertes Abbild des Schwarz-
waldes. Wenn der Katzenbuckel, 630 m, auch am Neckar liegt, so
zieht sich doch die größere Zahl höherer Erhebungen, unter ihnen
der Melibokus 520 m, an der Rheinseite entlang, an der alt-
berühmten Bergstraße, die zwischen Gebirgsabhang und Rhein-
ebene von Darmstadt nach Heidelberg führt. Im Osten verflacht
sich der Odenwald zu einer Muschelkalkebene, dem „Baufond",
das ein vorzügliches Getreideland ist. Nur wenige Metallschätze
birgt der Odenwald. Im Zechstein des hintern Odenwaldes sind
zwischen Höchst und Waldmichelsbach an vielen Stellen Mangan-
eisenerze aufgeschürft und abgebaut worden. Der Odenwald liefert
gute Sand st eine und schwarze Granite. Am Fuße des Ge-
birges, in der Darmstädter Gegend, ist an mehreren Stellen.