1912 -
Halle an d. Saale
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
78 Hi. Die materiellen Grundlagen der deutschen Kultur.
besonders nach Großbritannien, Holland, der Schweiz, Dänemark,
Argentinien und Chile.
Keine andere Frucht wird der Beschaffenheit und der Menge
nach so vom Klima beeinflußt wie das Obst. Darum findet
sich der Obstbau vielfach nur als Nebenbetrieb der Landwirtschaft.
Gelände, die wegen ihrer Steilheit nicht mehr beackert werden
können, werden gern mit Obstbäumen bepflanzt; Landstraßen
und Gemeindewege werden von Obstbaumalleen geschmückt.
Allerorts gibt es wohl Obstgärten, aber der intensive Anbau
von Obst findet sich vorzugsweise in Mittel- und Süddeutschland,
wo sich Württemberg auszeichnet; hier werden vielfach zwei oder
mehrere Kulturen zu gleicher Zeit auf gleichem Gelände betrieben,
zwischen den Obstbäumen wird vielfach Getreide, mehr noch die
Kartoffel angebaut (siehe S. 66). Obstbauländer sind ferner die
preußischen Provinzen Rheinland, Sachsen, Schlesien und Branden-
bürg. Hier sind die Werderschen Obstanlagen an der Havel, die
Verlin mit Obst versorgen, berühmt. Dieselbe Bedeutung haben
für Hamburg das Alteland, die Vierlanden und die Hamburger
Marsch. Auch das Königreich Sachsen hat eine ansehnliche
Obstbaumpflege (bei Leipzig, Dresden und in der Lausitz).
Im Jahre 1900 zählte man im Deutschen Reiche 168 Mill.
Obstbäume (299 Stück auf je 100 Einwohner), darunter
52 Mill. Apfel-, 25 Mill. Birn-, 69 Mill. Pflaumen- (Zwetschen-)
und 22 Mill. Kirschbäume. Die deutschen Obsternten sind sehr
schwer abzuschätzen, da auch viel Spalierobst geerntet wird.
Trotz der nahezu 170 Mill. Obstbäume des Deutschen Reichs
wird der einheimische Bedarf an Obst nicht gedeckt. Jährlich
werden für 30—40 Mill. M. frisches Obst aus Italien, der
Schweiz, Österreich-Ungarn und den Vereinigten Staaten einge-
führt und für ebensoviel Geld getrocknetes und eingekochtes Obst
aus Serbien, Österreich-Ungarn, Frankreich und San Franziska.
Veerenfrüchte liefert besonders Schweden. Die reiche Obstkultur
im Rheingau, in der Wetterau und im Württembergischen hat
die Ob st weinbereitung begünstigt. Frankfurt a. M. hat
hierin eine führende Stellung gewonnen.
Das, was für den Obstbau in seiner Abhängigkeit vom
Klima gesagt ist, gilt in erhöhterm Maße von dem Weinbau*).
Darum verweist uns der umfangreiche deutsche Weinbau noch
mehr nach dem südwestlichen Deutschland, wenn auch im Saale-
und Unstruttals (Naumburg, Freiburg), bei Meißen, bei Grünberg
noch Wein gekeltert wird. Die Täler des Rheins, der Mosel,
Nahe, Ahr, des Mains und Neckars sind die hervorragendsten
Weinbaugegenden. Liebliche und weinfröhliche Orte durchziehen
die Täler. In dem vielgewundenen Moseltale lagern sich bald
am rechten, bald am linken rebenbekränzten Ufer traute Orte,
*) Vgl. Kleiner Atlas für Wirtschafts- und Verkehrsgeographie Sftr. 8.
Mais, Reis, Wein und Tabak.