1912 -
Halle an d. Saale
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
18. Der deutsche Wald. 85
hinter dem Reichsdurchschnitt von 26 °/0 zurück; nur die Provinz
Brandenburg hebt sich als waldreiches Land (33,4 %) besonders
hervor. Wohl besitzen die östlichen Provinzen Preußens große
zusammenhängende Waldmassen, aber deren Verteilung ist sehr
unregelmäßig und im ganzen werden nur 19 % Forstland
erreicht. Das waldärmste Gebiet jedoch verweist uns mehr nach
dem Süden Deutschlands; im hessischen Rheingau (Rheinhessen)
sind nur 4.6 % bewaldet.
Waldreich sind die preußischen Regierungsbezirke Arnsberg
und Coblenz, ferner Schwarzburg-Rudolstadt und Sachsen-
Meiningen, wo 40 bis 50 % der Gesamtfläche mit Wald bedeckt
sind. Ausgedehnte Waldungen überziehen die meisten deutschen
Mittelgebirge. Großen Wäldern begegnet man ferner auf der
Oberschwäbisch-bayerischen und der Fränkischen Hochebene, auch
im Rheintal zwischen Basel und Darmstadt. Berühmt sind die
Waldungen des Schwarzwaldes, Thüringer Waldes, Böhmer-
und Bayerischen Waldes und der Voralpen.
Von der 140000 qkm großen Waldfläche entfallen auf
die Kronen- und Staatsforsten 33,7 °/0, die Gemeinde- und
Genossenschaftsforsten 19,8 °/0 und die Privatforsten 46,5 °/o-
Die östlichen Landschaften Deutschlands gehören
mehr dem Nadelwald, die w e st l i ch e n mehr dem Laub-
wald an*), wobei der erstere bedeutend überwiegt und an Anbau-
fläche außerordentlich gewonnen hat, während darin der Laub-
wald zurückgegangen ist. Zwei Drittel der Anbaufläche gehören
jetzt dem Nadelholz, ein Drittel dem Laubholz; im Mittelalter
war das Verhältnis umgekehrt. Der Nadelbaum wird in der
Forstkultur zur Bestockung bevorzugt; das deutet etwa nicht auf
eine Verschlechterung der Produktionsfähigkeit des Bodens,
wohl aber sind die Nadelbäume raschwüchsiger, gebrauchsfähiger
und ihre Samen verbreiten sich leichter. Infolgedessen hat der
Nadelwald eine größere Rentabilität als der Laubwald (val. stat.
Anh. Xlll).
Der Gesamtertrag der deutschen Wälder kann
auf 380 bis 400 Millionen M. veranschlagt werden; denn jährlich
werden 38 bis 40 Millionen Festmeter Holz geerntet, und der
gegenwärtige Durchschnittswert eines Festmeters Derbholz (ein-
schließlich des zugehörigen Stock- und Reiserholzes) beträgt 10 M.
Doch^ deckt die eigene Waldwirtschaft durchaus nicht unfern Bedarf
an Holz. In den letzten Jahren allein sind jährlich gegen
5 Millionen Tonnen Nadelholz im Werte von rund 230 Mill. M.
eingeführt worden. Dazu kommt noch eine ansehnliche Einfuhr
von Laubholz, besonders von Eiche und von Holz zu Holzmasse,
Holzschliff und Zellstoff.
.*) Vgl. Karte der Verbreitung des Waldes in Deutschland: Nr. 21 im
Älemen Atlas der Wirtschafts- und Verkehrsgeographie.