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1912 -
Halle an d. Saale
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
188 V. Das Deutschtum im Auslande.
besitzer, Arzte, Apotheker, Buchhändler und Gärtner in Italien.
Italienische Familien bevorzugen mehr und mehr deutsche Kinder-
Mädchen und Erzieherinnen.
Die deutschenansiedlungenimitalienischenalpen-
gebiet haben hart um ihr Deutschtum zu kämpfen. Die Italiener
und die ihnen stammverwandten Furlaner saugen das Deutsch-
tum im Norden von Padua und Verona mehr und mehr auf
und suchen es über die karnischen Alpen zurückzudrängen. Von
dem Deutschtum sind nur zwei größere Inseln übrig geblieben:
die „Sieben Gemeinden" (Sette comuni) bei Vassano nördlich
von Vicenza und die „Dreizehn Gemeinden" (Tredici comuni)
am Südabhang der Lessinischen Verge im Norden von Verona.
Durch die ausgleichenden Wirkungen der Neuzeit ist vorwiegend
die Zurückdrängung und Aufsaugung des Deutschtums herbeige-
führt worden; sein letzter Laut wird nur allzubald verhallt sein.
S. Günther nimmt an, daß die 7 und die 13 Gemeinden
Bruchstücke eines einstmals großen altdeutschen Sprachgebietes
sind, das vielleicht sogar südlich über Vicenza hinausrei<chte.
Die landsässige deutsche Bevölkerung in Venetien zählt
man auf reichlich 6200 Köpfe, die versprengten deutschen Gemein-
den in Piemont auf 4540. In Piemont begegnen wir ihnen
einmal im obersten Tosatal mit dem Hauptort Pommat und
dann am Ost- und Südhang des Monte Rosa (Gornerhorn).
Die Deutschen am Monte Rosa mit ihren Stammesgenossen in
Wallis sind Überreste der alten Burgunden. Mehr nebenbei sei
bemerkt, daß einige Stämme dieser Burgunden an die deutsche
Grenze und zum Teil ins Deutsche hinein versprengt sind, und
zwar in das südliche Allgäu bei dem Widderstein bis ziemlich
nach Oberstdorf. Wie diese, so haben auch ihre Stammesgenossen
in den verborgenen Alpentälern des Monte Rosa ihre Sprache
und ihre Sitten bewahrt. Unter den Ansiedelungen Macugnaga,
Magna, Rima, Rimella, Jssime und Gressoney erweist sich letztere
als die lebensfähigste, und gewiß ist es, daß deutsche Sitte und
Art und deutsche Sprache sich noch jahrzehntelang hier erhalten
werden, trotzdem von gewisser Seite schon längst vorhergesagt
wurde, daß das Lebenslichtlein unsers Volkstums auf diesem
südlichen Vorposten demnächst verlöschen werde. Insbesondere
hat sich in Rimella das Deutschtum rein erhalten; es ist eine
richtige Sprachinsel im italienischen Gebiet. Rima zählt unter
300 Bewohnern ein Drittel Deutschsprechende; es ist die Heimat
bekannter Marmorstukkateure, die ihre Kunst an den bayrischen
Königsschlössern wie an großen Wiener und Berliner Bauten
betätigt haben.
In Italien und in den folgenden europäischen Ländern
wohnen über Va Million Deutsche; doch sind sie zu einem erheb-
lichen Teil nicht bodenständig geworden. Auf der Pvrenäen-
Halbinsel sind die dort lebenden Deutschen vorwiegend Handels-