1912 -
Halle an d. Saale
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
34. Das Deutschtum in Ubersee. 193
besonders aber Karl Schurz, der sowohl als Volksredner wie
als Advokat, als Heerführer roie als Minister des Innern viel
zur Hebung des Deutschtums, wie überhaupt des öffentlichen
Wohles beigetragen hat. Er war ein ebenso guter Deutscher
wie treuer Bürger der Vereinigten Staaten. In einer vielbeachteten
Rede behandelte er den Einfluß des Deutschtums auf die Ver-
einigten Staaten, der sich besonders in dem Fortschritt des
humanen Geistes in Amerika wirksam kundgibt: „Unleugbar ist es, daß
weit mehr als irgendein anderer Bestandteil der Bevölkerung die
Deutschen unserm neuen Vaterlande die unschätzbaren Dienste
geleistet haben, die Liebe und den Genuß der Kunst anzuregen und zu
pflegen und der Hast und dem Ernst des amerikanischen Lebens
das Licht und die Wärme eines harmlosen Frohsinns beizu-
mischen. Daß jetzt in Stadt und Dorf über das Summen und
Brausen des Geschäftstreibens hinaus das fröhliche Lied und die
herzerhebende Harmonie erklingt, an der Tausende und Millionen
sich ergötzen, und daß die Rast von der Arbeit in allen Klassen
des Volkes mehr und mehr von dem Sonnenschein eines heitern
Lebensgenusses durchleuchtet wird, das ist eine dem amerikanischen
Volke erwiesene Wohltat, die mehr als irgendein anderer Stamm
der Deutsche gebracht hat. Nicht allein wir, sondern jetzt auch
eine Mehrzahl von denen, deren widerstrebendes Vorurteil erst
überwunden werden mußte, freut sich dieser Bekehrung zum
Frohsinn." Was hier ein Deutscher auf amerikanischem Boden
in bescheidener Weise zum Ausdruck brachte, hob in einer kräftigern
Tonart ein Amerikaner auf deutscher Erde hervor; kein geringerer
als Theodore Roosevelt war es, der gelegentlich seiner Vor-
lesung in der Berliner Universität am 12. Mai 1910 ausführte:
„Der deutsche Anteil an unserm Blut ist groß, denn fast von
Anbeginn an ist das deutsche Element unter den einander
folgenden Wogen von Ankömmlingen, deren Kindeskinder in
die amerikanische Nation verarbeitet worden sind und noch
werden, groß gewesen; und ich selbst führe meine Abstammung
auf jenen Zweig der Niederdeutschen zurück, der Holland aus
der Nordsee emporgehoben hat. Und noch mehr, wir haben
von ihnen nicht nur einen großen Teil des Blutes, das durch
unsere Adern rinnt, entnommen, sondern auch einen großen Teil
der Gedankenwelt, durch die unsere Denkarbeit bestimmt wird."
Die Gesamtzahl der Deutschen in Mexiko läßt sich nur
schätzungsweise auf 6000 Köpfe angeben, sichere Anhaltspunkte
fehlen dafür. Die Hälfte dieser Anzahl entfällt auf Reichs-
ungehörige. Die deutschen Kolonien befinden sich fast ausschließlich
in Meaeiko und den größern Handelsstädten, wie in Veracruz,
Puebla, Guadalajara, Zacatecas, San Blas, Mazatlan, San Luis
Potosi, Monterrey usw. Der Schwerpunkt der deutschen Wirksam-
keit besteht im Handel, insonderheit im Eisenhandel, im Handel
mit Galanterie- und Luxuswaren, Uhren und Musikinstrumenten,
fferner auch im Bankbetrieb und im Handel mit optischen und
Eckert, Deutsche Kulturgeographie. 13