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1912 -
Halle an d. Saale
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
38. Die wirtschaftliche und ethische Erschließung unserer Kolonien. 227
Neben der Landwirtschaft hat bereits die Forstwirtschaft
berechtigte Kulturaufgaben uns gestellt. Am größten ist der natür-
liche Waldbestand in Kamerun, wo er eine einzige von Kulturland
wenig unterbrochene Masse, einen etwa 150 km breiten Küstensaum
bildet und im Süden beträchtlich weit ins Innere vordringt.
Kaiser Wilhelmsland und die benachbarten hohen Inseln des
Vismarckarchipels sind noch reicher an Wald. Von hier aus wie
von Kamerun werden verschiedene nutzbare Hölzer in den Handel
gebracht. Das sog. Kamerun-Mahagoni gilt viel bei unsern
Kunst- und Möbeltischlern. Die Mangrovebestände Kameruns
werden auf Gerbsäure ausgebeutet. In Togo finden sich bloß
noch die Reste eines früher reichen Waldes. Hier find größere
Aufforstungen im Gange. Zu ähnlichen Zwecken wie in Kamerun
werden im größern Umfange bereits in Ostafrika die Mangrove-
wälder ausgenutzt. Holzindustrielle Unternehmungen sind in Ost-
afrika bereits emporgeblüht; von einem dieser Unternehmen wird
ein Teil des Schumawaldes in Usambara ausgebeutet. Die
Regierung hat zurzeit in Ostafrika mehr für den Schutz, die
Verbesserung und Vermehrung der Wälder zu sorgen als für
deren Ausbeutung. Nutzwälder von wertvollen Hölzern (Kaut-
schukbäume, Tiekholz usw.) werden angelegt. Reservate von großem
Umfang sind in Ostafrika wie in Kamerun zur Schonung und
künstigen fiskalischen Nutzung auserkoren.
Die Kultivation tropischer Kolonien würde uns nicht gelingen,
wenn wir daselbst nicht eingeborene Völker hätten. Sie sind
eigentlich der wertvollste Schatz in unsern Kolonien.
Wir gebrauchen sie als Arbeiter, wozu sie aber größtenteils
erst herangezogen werden müssen. In der Erziehung zur Arbeit
liegt der erste Hebel, der ein tiefstehendes Volk aus seinem schwan-
kenden Niveau auf eine feste Stufe der Kultur emporzuheben
vermag. In unsern jungen Kolonien macht sich schon hier und
da ein Arbeitermangel empfindlich bemerkbar. Der Eisenbahnbau
zieht viele arbeitende Kräfte an, die in der Hauptsache dem Plan-
tagenbetrieb verlustig gehen. Nicht mit Unrecht bezeichnen die
amtlichen Jahresberichte, die das Reichs-Kolonialamt herausgibt,
die Frage eines günstigen und dauernd ausreichenden Arbeiter-
Marktes als eins der wichtigsten Probleme für die allgemeine
wirtschaftliche Entwicklung unserer Schutzgebiete, in Afrika sowohl
wie in der Südsee. Gerade in letzterm Gebiet sind die Ve-
dingungen für die ausreichende Beschaffung chinesischer Arbeiter
(für die Kakaoplantagen auf Samoa, die Phosphatwerke auf
der Marshallinsel Nauru 2c.) außerordentlich schwierig. In Süd-
westafrika müssen für den Farm- und Bergbaubetrieb viele aus-
ländische Arbeiter, _ meistens sog. „Kapjungen", herbeigezogen
werden. In Ostafrika ist trotz der Eisenbahnbauten ein allge-
meiner Arbeitermangel noch nicht zu verzeichnen, desgleichen in
Kamerun und Togo. An den Küstenplätzen der beiden west-
afrikanischen Kolonien sind auch tüchtige Arbeiter vom tropischen
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