1912 -
Halle an d. Saale
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
39. Die deutschen Kolonien als Rohstofflieferer. 233
besitzen. Auch die Nordgebiete von Südwestafrika sind für Vaum-
wollkultur geeignet. Der Baumwollbau der Eingeborenen, der
durch Hackbau betrieben wird, kann keine beträchtlichem Mengen
für die Ausfuhr liefern. Maschinelle Einrichtungen müssen die
Vaumwollgebiete erschließen. Um für die Kultur dieser Faser-
pflanze stets die genügende Wassermenge zur rechten Zeit zur
Verfügung zu haben, werden in Ostafrika große künstliche Ve-
wässerungsanlagen geschaffen (s. S. 226). Auch Engländer, Franzosen
und Russen denken fleißig daran, Vaumwollgebiete innerhalb
ihrer eigenen Kolonien in größerm Maße zu gewinnen, damit
sie von den Vereinigten Staaten immer unabhängiger werden.
Wir blicken erst auf ein Jahrzehnt unserer Baumwollanbau-
versuche zurück. 1903 brachten die Kolonien Ostafrika und Togo
für 5000 M. Baumwolle zur Ausfuhr, 1910 für reichlich 1 Mill. M.
Ist das wohl ein Anfang, so bedeutet er doch außerordentlich
wenig gegenüber unserm Bedarf. Wenn alle Anzeichen nicht
trügen, werden unsere Kolonien zu Baumwollenländern werden,
die den Hauptteil unsers Bedarfs dieses Rohstoffes decken.
In den Steppen Deutsch-Ostafrikas wächst auch der Vaum-
wollbaum, der Kapok, dessen Faser bisher nur als Kissen-
stopfmaterial diente. Die Errungenschaft, daß diese Faser jetzt
auch gesponnen werden kann, ist für Ostafrika und Togo, vielleicht
auch für die niedriger gelegenen Teile des Ovambolandes in
Südwestafrika, von weittragendster Bedeutung, da steppenartiges
Land für Kapok-Anpflanzungen gut verwendbar ist.
Unter den Nahrungs- und Genußmitteln, die uns die Kolonien
liefern, steht in der Bedeutung der Kakao obenan. Der
Kakao verspricht bei uns ein Volksgetränk im besten Sinne
des Wortes zu werden. Wurden 1880 im ganzen 2250 Tonnen
Kakaobohnen im Werte von 3 Mill. M. nach Deutschland ein-
geführt, so dreißig Jahre später (1910) 44 000 Tonnen im Werte
zu reichlich 45 Mill. M. Die Einfuhr hat sich sonach innerhalb eines
Menschenalters der Menge nach verzwanzigfacht. Unter allen
Ländern steht Deutschland mit seinem Kakaoverbrauch an zweiter
Stelle, nur wenig hinter den Vereinigten Staaten von Amerika;
in weitem Abstand erst folgen Frankreich und England. Deutsch-
land hat darum ein besonderes Interesse an einer Kakaoer-
zeugung innerhalb seines eigenen Wirtschaftsgebietes. Die Ent-
wicklung, die der Kakaobau in den deutschen Schutzgebieten bis-
her genommen hat, berechtigt zu der Annahme, daß der Ver-
wirklichung des Zieles, den Kakaobedarf hauptsächlich aus unsern
Kolonien zu decken, allmählich näher zu kommen sein wird. Wenn
die Ernten gut sind, können wir jetzt bereits 1/10 des deutschen
Bedarfs an Kakao aus unsern Kolonien decken. Kamerun ist
der größte Produzent mit seinen Plantagen, die am Fuße des
Kamerungebirges nach der See zu gelegen sind (Bibundi. Debundja,
Victoria usw.). Der Ausfuhrwert des Kakaos ist von 1906 bis
1910 von reichlich 1 Mill. M. auf 3 Mill. M. gestiegen. Samoa