1902 -
Halle Leipzig
: Anton
- Autor: Koch, Adolf, Hummel, August
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
64
Die Pyrenäen-Halbinsel.
(b. i. großer Fluß) reich bewässert und ist daher stellenweis eine Herr-
lich angebaute Gartenlandschaft, „die Kornkammer und der Weinkeller
Spaniens".
Das am Guadalquivir liegende Cordoba ^kördowa] war einst ebenfalls
Sitz eines arabischen Herrschers; flußabwärts liegt Sevilla ^ßewilja^, welches ganz
morgenländisch gebaut ist. Durch den Hafenort Cadiz [fabtfj] werden Südfrüchte^)
und Wein ausgeführt.
154] 6. Das mittlere Hochland. Aus dem Tieflande von Andalusien
erhebt sich das Andalüsische Scheidegebirge zu der Hochebene
von Neue astilien^). Diese wird durch das Castilische Scheide-
gebirge von einer höheren Bodenstufe getrennt, der Hochebene von
Altcastilien, welche im N. von dem Cantäbrischen Gebirges
umwallt wird, das zum Atlantischen Ozean abfällt und im 0. in die
Pyrenäen übergeht. Da das Hochland sich nach W. zu Küstenebenen
senkt, so folgen die Wasserläufe (mit Ausnahme des Minho [miitjo])
dieser Richtung: in der altcastilischen Ebene fließt der Duero, in der
neucastilischen Ebene der Tajo ftächo] und die Guadiana [gloabiana].
Diese drei Ströme haben keine größeren Nebenflüsse und bewässern deshalb
ihre Flußgebiete nur dürftig. Daher ist der Kalkboden der Hochebenen
fast überall dürr und unfruchtbar, oft tagereisenweit mit Thymian- oder
Buchsbaumgebüsch bestandene Heide. Ackerbau wird nur stellenweis be-
trieben; aber auf den Heideflächen weiden große Herden von Schafen,
deren feine Wolle einen wertvollen Gegenstand des Handels bildet.
1) Im Stromgebiet des Tajo liegen: die Hptst. Spaniens, Madrid, in einzelnen
Stadtteilen schön gebaut, durch einen Kanal bewässert, daher mit Gartenanlagen ge-
schmückt, die in der trockenen Ebene nicht zum zweitenmal anzutreffen sind (500);
am oberen Tajo Toledo, einst berühmt durch seine Waffenschmiede; an der Mün-
dung Lissabon, die Hptst. von Portugal, nach dem verheerenden Erdbeben von
1755 prächtig wieder aufgebaut (310). — 2) Im Stromgebiet des Duero liegen:
Valladolid swaljadolidl, die alte Landeshptst. von Spanien; Salamanca,
eine der berühmtesten Hochschulen des Mittelalters; die portugiesische Hafenstadt
Porto, welche den im Duerothale gewonnenen Portwein ausführt.
155] Klima und Pflanzendecke. Das Klima der Küstenebenen ist den
größten Teil des Jahres warm (Malaga hat 18° mittl. Jahreswärme);
Schnee und Eis kommen hier nur selten vor. Anders ist es anf dem
Hochlande; hier wechseln warme, trockene Sommer mit so kalten Wintern,
daß man von Madrid sagt, „es habe drei Monate Winter und neun
Monate Hölle". Neben den Gewächsen Südeuropas, dem Weinstock, dem
Ölbaum, dem Citronen- und Orangenbaum, finden sich in den s. Ties-
ebenen afrikanische Pflanzen: der Baumwollstrauch, das Zuckerrohr und
die Dattelpalme; weite Landstriche überdeckt die Korkeiche, deren Rinde
die Flaschenkorke liefert.
156] Bevölkerung. Die Spanier sind romanischen Stammes und
mittelgroße, hagere Gestalten; ihre scharfen Gesichtszüge sind von dunklem
Haar umwallt, und aus dem gebräunten Antlitz blitzt ein feuriges Auge.
Sie sind einfach und mäßig im Genuß, dabei voll ernsten Stolzes: selbst
i) „Südfrüchte" ist ein Sammelname für Citronen, Apfelsinen, Feigen u. a.
südeuropäische Früchte. 2) Benannt nach der spanischen Landschaft Castilien. 3) Be-
nannt nach den Cantabrern, einem Volke, das in alter Zeit hier seine Wohnsitze hatte.