1913 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Verleger, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Bielefeld
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Zunftzwang blieb bestehen. Er suchte aber die wirtschaftliche Lage
der Bevölkerung nach Kräften zu heben. Der reformierten Gemeinde
zu Bielefeld, die bisher ihre Gottesdienste auf dem Sparenberge feiern
mußte, übergab er 1681 die Süsterkirche, die heutige reformierte Kirche,
mit vielen Liegenschaften. Bis auf den heutigen Tag hat die Ge-
meinde aus ihren Grundstücken soviel Erträge, daß die Kirchensteuern
sehr gering sind.
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91. Der Einfall münsterscher und französischer Truppen
in Ravensberg.
ls Ludwig Xiv. 1672 die Niederlande mit Krieg überzog, stellte
sich der Große Kurfürst auf die Seite der Niederländer. 1673
breitete sich der Krieg nach Westfalen aus. Weil der Kurfürst nicht an
einen glücklichen Erfolg glaubte, knüpfte er Unterhandlungen mit
Frankreich an und zog über Bielefeld ins Halberstädtifche. Kaum
hatte er das Land verlassen, da fielen die Truppen Bernhards von
Galen, des Fürstbischofs von Münster, als französische Verbündete
unter dem General von Nagel in Ravensberg ein. Sie eroberten den
Ravensberg, nahmen Herford und Vlotho ein und erschienen am
8. April mit 2600 Reitern, einem Dragonerregiment, 800 Mann Fuß-
Volk und 8 Kanonen vor dem Niederntore. Weil die Stadt die
Öffnung der Tore verweigerte, begann am Ostermorgen gegen 8 Uhr
die Beschießung der Stadt, die am zweiten Ostertage fortgesetzt wurde.
Der Altstädter Kirchturm und das Rathaus wurden getroffen und
einige 60 Häuser zerstört. Die Franziskanermönche und Juden liefen
mit nassen Kuhhäuten auf den Gaffen umher und dämpften das aus-
brechende Feuer, so daß größere Brände verhindert wurden. Am
11. April schloß die Stadt ein Abkommen mit dem feindlichen Führer,
der gegen Erlegung einer Summe von 3500 Reichstalern wieder ab-
zog. Noch heute erinnern die Schanzen bei Werther und Halle, die
man damals zum Schutze anlegte, an jenen Einfall.
Einige Jahre der Ruhe waren vergangen, da kam eine neue
Bedrückung durch fremde Truppen. Dieses Mal waren es die
Franzosen. Der Große Kurfürst lag wiederum mit Frankreich im
Kriege. Frankreichs Verbündete, die Schweden, die in Brandenburg
eingefallen waren, hatte er in der Schlacht bei Fehrbellin glänzend be-
siegt, aus der Mark vertrieben und noch mehrere Male entscheidend ge-
schlagen. Aber alle seine Eroberungen gab der Friede zu Nymwegen
den Schweden zurück. Weil Friedrich Wilhelm die Herausgabe der
eroberten Gebiete verweigerte, zog ein französisches Heer unter dem
Marschall Eregui herau. Über Lippstadt näherte es sich nnsrer Gegend.
Am 19. Juni 1679 zogen 3000 Franzosen in Bielefeld ein. Sie
forderten den Befehlshaber des Sparenberges, Hermann von Cloet, zur
Übergabe auf. Er foll sie mit der Antwort verweigert haben: