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1. Teil 2 - S. 164

1913 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
110. Aberglaube eit Urväterzeiten herrscht auch bei uns iu Bielefeld der Aber- glaube. Von Kind zu Kiud ist er vererbt bis auf deu heutigen Tag. Alle Aufklärungen von feiten der Schule und Kirche haben es nicht vermocht, ihn auszurotten. Wenn in dunkler Nacht das Käuzchen in der Nähe des Hauses fein „Komm mit" ruft, wenn der Hofhund plötzlich in langgezogenen Tönen heult, dann wird der Schwerkranke nicht wieder genesen oder ein Verwandter bald sterben. Ist unter den aufgehenden Bohnen oder Erbsen eine bleiche, bald eingehende Pflanze, blühen die Obst- bäume im Jahre zweimal oder blüht noch im Spätherbst eine Rofe im Garten, dann ist ein Hausbewohner dem Tode verfallen. Ebenso verkünden schwarze, kreuzähnliche Zeichen in der Wäsche nach dem Bleichen den Tod ihres Besitzers. Auch die Totenuhr, der pochende Holzwurm, meldet den Tod an. Ist jemand gestorben, dann kann man leicht die Warzen, die häßlichen, unangenehmen Auswüchse auf den Händen oder im Gesicht, vertreiben. Während des Leichengeläutes muß der Betreffende die Warzen im fließenden Wasser waschen und dabei sprechen: „Sie läuten, sie läuten den Toten ins Grab, ich wasche, ich wasche meine Warzen mir ab." Ausgefallene Zähne werfen die Kinder in ein Mauseloch oder über den Kopf, ohne darauf zu achten, wohin sie fallen; denn dann bekommen sie bald neue. Um vor Augenkrankheiten bewahrt zu bleiben oder von ihnen zu genesen, trug man echte Ohrringe. Alte Frauen Heileu durch Besprechen Krankheiten der per- schiedensten Art. Sie kennen heidnische und christliche Zauber- und Segenssprüche. Fieber, Rose, Gicht, Flechte, Würmer und Brand- wunden besprechen sie. Wer von ihnen geheilt werden will, darf es keinem sagen und auf dem Heimwege mit niemandem sprechen. Das Besprechen siudet häufig an ganz bestimmten Tagen und Stunden statt. Unter den Tieren gibt es Unheilverkünder und Glücksbringer. Die Katze, die einem am frühen Morgen über den Weg läuft, der Rabe, der von links her unter lautem Krächzen vorbeifliegt und der am Hanfe wühlende Maulwurf bedeuten Unglück. Schafe, die zur Linken weiden, bringen Glück. Mit großer Freude werden Schwalben und Störche im Frühjahr begrüßt und während des Sommers gehegt; denn sie verbürgen Gesundheit, Glück und Segen, verhüten Viehseuchen und bewahren das Haus, das sie bewohnen, vor Blitzgefahr. Der Kuckuck wird um die Lebensdauer befragt und verkündet der Braut, wann sie zum Traualtare schreiten wird. Sonntagskinder sind Glückskinder, und die, die während des Vaterunsers geboren sind, können mehr sehen, als andre Leute. Auch Vorkiker oder Spökenkiker gibt es noch heute. Sie werden oft nachts von unbekannter Hand geweckt, haben Gesichte und erkennen so die Zukunft. Es sind meist blasse, gequälte Menschen.
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