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1. Theil 3 - S. 29

1875 - Leipzig : Brandstetter
29 Seit mehr als dreißig Jahren gährte der Zündstoff in den Bauer-schasten des Reiches. Ihre politischen Gedanken waren aber von jeher von einem religiösen Element durchdrungen, das sie nicht erst von der Reformation erhielten. Die in Schwaben und am Rheine mächtige Bauernverbindung, „der Bundschuh," wurde von ihren Gliedern als ein göttlich Ding angesehen, das man aus der Schrift beweisen könne. Der „arme Konrad," ein ähnlicher Bund in Würtemberg, erklärte, „daß er der Gerechtigkeit und dem göttlichen Recht einen Beistand thun wolle." Die aufregenden Ideen der Zeit gelangten durch Wort und Schrift in die Mitte des bewegten und schwer gedrückten Volkes. Politische und religiöse Momente durchdrangen sich; der Ausbruch ließ nicht auf sich warten. Schon hatten sich einzelne Fälle von Empörungen im Bambergischen und in Schwaben gezeigt, als sie gegen den Abt von Reichenau zuerst mit gesammelter Kraft und einiger Ordnung hervortraten; aufrührerische Bewegungen in dem Gebiete des Abtes von Kempten und des Bischofs von Augsburg schlossen sich an, zu denen sich immer größere Rotten zusammenfanden. Mit außerordentlicher Schnelligkeit verbreitete sich der Aufruhr im Schwarzwald und Odenwald, in Schwaben, Franken, Thüringen, im Elsaß und in der Schweiz. Man begann in der Regel damit, die Fasten zu brechen; ein Gelag ward veranstaltet, bei dem der beredteste Unzufriedene das Wort nahm. Ein Anführer ward ernannt, die Sturmglocke gezogen, die Nachbarn brachen auf, die Ackergeräthe wurden zu Waffen, so ging der Zug voran gegen die Schlöffer und Burgen der Ritter und Bischöfe zu Thaten wilder Rachsucht. Zwölf Artikel waren es, in welchen die Bauern ihre Forderungen niedergelegt hatten. Sie wollten nicht mehr leibeigen sein. Sie wollten den Zehnten nicht mehr bezahlen und forderten als Recht, ihre Geistlichen selbst zu wählen u. s. w. Artikel, gegen die kein Billigdenkender etwas einwenden konnte. Bald aber ging man weiter. Die Hauptidee war eigentlich: Befreiung von allen Lasten weltlicher und geistlicher Herrschaft, von Zöllen, Geleiten, Frohnden und Steuern. Dabei sollte die Einziehung der geistlichen Güter zur Entschädigung der Fürsten dienen. Ideen einer völligen Umwälzung, die erst in der französischen Revolution wieder zum Vorschein gekommen sind. Luther widersetzte sich jeder Gewaltthätigkeit mit tiefem Zürnen; doch wollte er diejenigen nicht entschuldigen, die sie hervorgerufen. „Niemand auf Erden," sprach er, „möge man solchen Aufruhr danken, denn euch Herren sonderlich euch blinden Bischöfen, tollen Pfaffen und Mönchen, die ihr noch heutigen Tages verstockt nicht aufhört zu toben und zu wüthen wider das heilige Evangelium. Dazu im weltlichen Regiment nichts thut, denn daß ihr schindet und schwatzt, eure Pracht
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