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1. Theil 3 - S. 59

1875 - Leipzig : Brandstetter
59 war, Philipp von Hessen zur Hast zu bringen. Vergebens berief sich Herzog Moritz auf das kaiserliche Versprechen; diesmal war Karl unerbittlich. Er stand jetzt auf dem Gipfel seiner Macht. Alles beugte sich vor ihm. Doch nicht lange sollte sich der Kaiser seines Sieges in Ruhe erfreuen, denn schon drohte ein neuer Zwist mit dem Pabste. Paul Iii. verlegte das Koncil von Trient nach Bologna (März 1547) und zog seine Truppen aus Deutschland zurück. Karl war hierüber sehr erbittert und veranstaltete einen neuen Reichstag zu Augsburg (Januar 1548), um über die Mittel zu berathschlagen, durch welche der Regierungsstreit in Deutschland auch ohne Koncil beigelegt werden könnte. Der Reichstag stellte es in des Kaisers Ermessen, die nöthigen Mittel zu ergreifen, um „bis zur amtlichen Erörterung des gemeinen Koncils die Religionssache christlich anzustellen," und den Frieden nicht weiter zu gefährden. Auf seinen Besehl wurde nun durch katholische und protestantische Theologen das sogenannte Interim, d. H. die Erklärung, wie er es bis zur endlichen Entscheidung des Konciliums mit der Religion gehalten wissen wollte, verfaßt und als kaiserliche Anordnung bekannt gemacht. Dieses „Augsburger Interim" erregte große Bewegungen in ganz Deutschland; besonders heftig erklärten sich mehrere Reichsstädte dagegen, weshalb gegen sie die Reichsacht ausgesprochen wurde. Mochte nun der Uebermuth der Spanier und die schmachvolle Behandlung deutscher Fürsten durch den Kaiser den Kurfürsten Moritz aufgereizt haben, oder waren ihm erst jetzt des Kaisers Pläne zu einer Universalmonarchie klar vor die Seele getreten, oder glaubte er seinen Vortheil mehr auf Seiten einer selbstständigen Stellung zu finden — dies Letztere war wohl der seinem Charakter am angemessenste Punkt —, genug, er begann, von Karl sich abzuwenden, und ließ auch das Interim in seinem Lande nicht einführen. Der Kaiser hatte Ursache, ihn zu schonen und ließ ihm diesen Widerspruch hingehen; er trug ihm auf, die widerspenstige Stadt Magdeburg zu belagern; Karl baute zu sehr auf seine eigene Klugheit, als daß er an eine Ueberlistung geglaubt hätte, und Moritz, schlau, geheimnißvoll, ein Meister in der Verstellung, wußte den Argwohn, der in Karts Gemüthe auftauchen mochte, zu zerstreuen. Während dieser Bewegungen starb Paul Iii. (1549). Sein Nachfolger Julius Iii. ging wenigstens insofern auf den Willen des Kaisers ein, daß er das Koncil in Trient wieder eröffnete (1551), er forderte aber nachdrücklich die Betheiligung der evangelischen Fürsten an den Berathungen. Diese erhoben darauf sehr begründete Einwendungen, und neue Gefahren ernster Art schienen sich für Deutschland zu erheben. Es trat jetzt ein neuer Streiter gegen die kaiserliche Macht auf, Moritz von Sachsen. Die Belagerung Magdeburgs hatte er absichtlich in die Länge gezogen; jetzt wollte er sich vor der Welt seiner
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