Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 3 - S. 160

1875 - Leipzig : Brandstetter
160 11. Böhmen und der dreißigjährige Krieg in Deutschland. Kaiser Ferdinand Ii. (1619—1637). In Deutschland nahm der Gang der Dinge indessen eine sehr traurige Gestalt an. Unverstand und Fanatismus steigerten den Religionszwist von Tag zu Tage mehr. Was das friedliebende Gemüth und die billige Einsicht Maximilians Ii. noch zusammengehalten hatte, das fiel unter seinen Nachfolgern Rudolf Ii. und Matthias völlig auseinander. Und nicht nur, daß Katholiken und Protestanten sich feindlich gegenüber standen, sondern es theilten sich Letztere wieder in mehrere Parteien, wie die Lutherischen und die Calvinisten, die sich auf Tod und Leben bekämpften. Vergebens schrieb die Königin Elisabeth: „Die Protestanten sollten sich nicht wegen geringer Abweichungen über schwierige Glaubenspunkte untereinander thöricht schwächen und unchristlich verdammen;" der Eifer war erwacht und kein milder Rath wurde mehr gehört. Auch die äußern Verhältnisfe gestalteten sich immer drohender. Die Bündnisse der Protestanten und Katholiken, die Union und die Liga, standen sich einander feindlich gegenüber und warteten nur auf die Veranlassung zum endlichen Ausbruch des Sturmes, die denn auch nicht auf sich warten ließ. Der blutige Krieg, welcher ein ganzes Menschenalter hindurch den deutschen Boden mit seinen Schrecken heimsuchte, Gräueln, wie sie nur die fanatische Wuth eines Religionskrieges hervorbringen kann, schlug zuerst in Böhmen zur Hellen Flamme auf, wo der religiöse Kampf noch von den Zeiten des Huß an fortgelebt hatte. Inden: der Erzherzog Ferdinand zum Nachfolger des Kaisers Matthias in Böhmen bestimmt wurde, war das Zeichen zur Bedrückung der Evangelischen gegeben, denn Ferdinand war ein strenger Katholik, er meinte, lieber nicht leben zu wollen, als das Unwesen der Ketzerei ferner in seinen Landen zu dulden. Die protestantischen Unterthanen des Erzbischofs von Prag und des Abtes von Braunau hatten sich, vertrauend auf den Majestätsbrief, in ihren Ortschaften Kirchen erbaut, deren eine auf Befehl der Herrschaft niedergerissen, die andere gesperrt wurde, mit der Erklärung, daß der Majestätsbrief nur den Ständen, nicht aber den Unterthanen gestatte, Kirchen zu bauen. Die Beeinträchtigten wählten, dem Majestätsbriefe gemäß, aus jedem Kreise sechs Abgeordnete ihrer Partei, die unter dem Vorsitze des Grafen Matthiasvonthurnin Prag zusammenkamen und eine Vorstellung gegen solch' gewalttätiges Verfahren abfaßten. Als ihre Bittschrift von den kaiserlichen Statthaltern zurückgewiesen wurde, rächten sie sich durch eine Gewaltthat; sie bemächtigten sich bei Gelegenheit einer Deputation des Schlosses der Mitglieder derselben und stürzten
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer