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1. Theil 3 - S. 274

1875 - Leipzig : Brandstetter
274 Handlungen der Gesandten werden den König von Polen machen, sondern Zufall, Eigensinn und Bestechung." So hatte auch der Kurfürst von Sachsen diese Krone im eigent lichsten Sinne des Wortes gekauft. Die Bestechung der Deputirten hatte ihm große Summen gekostet und der Republik mußte er gleich nach der Wahl 1,666,666 Thaler auszahlen ; dessenungeachtet war seine Macht nach allen Seiten hin eine so beschränkte, daß er für seinen Uebertritt, durch den er sich die Herzen seines eigenen biedern Volkes entfremdete, für sein Geld und für andere große Opfer, die er brachte, nur wenig mehr als die Ehre des Königsnamens erlangte. Aber auch diese Ehre wurde ihm bald bestritten, als der schwedische König Karl Xii., der ihn persönlich haßte, einen Einfall in das Königreich Polen machte und einen Theil der Stände im Jahre 1705 veranlaßte, den Starosten Stanislaus Leszczynski zum König von Polen auszurufen; dann siet der kriegerische Schwedenkönig in das Erbland König August's ein und nöthigte ihn, dahin zurückzueilen. August vermochte nichts gegen das militärische Genie seines Gegners und mußte die polnische Krone an Stanislaus abtreten. Erst nachdem Karl Xii. im Jahre 1709 von den Russen bei Pul tawa geschlagen worden war, gelang es dem sächsischen Fürsten den polnischen Thron wieder einzunehmen und seinen Gegner Stanislaus Leszczynski aus dem Reiche zu vertreiben. Von nun an gestaltete sich die Regierung August's Ii. friedlicher, jedoch hinderte ihn seine beschränkte Macht, für das Wohl Polens in entschiedener Weise zu wirken. Die Jesuiten übten im Stillen großen Einfluß aus die Gemüther Religionshaß und Unduldsamkeit landen hier einen nur zu gedeihlichen Boden. Bald erlangten die Katholiken das Übergewicht auf dem Reichstage und es erfolgten neue Gesetze, welche die Gewissensfreiheit beschränkten. Unter dem polnischen Adel bildete sich gar bald eine Art von französischem Jesuitismus aus, zumal da die Polen für die französische Sprache und Sitte schon längst eine Vorliebe gefaßt hatten. Das neue Franzofenthum aber in feiner Zier lichkeit und Eleganz ersetzte das sittliche Element eines freidenkenden Bürgerstandes nicht, und die rohen Sitten des Adels wurden unter den gefälligen Formen der französischen Etiquette und Galanterie nur dürftig versteckt. Als Beweis für die traurigen Folgen solchen Zwiespaltes im Innersten des Staatenlebens könnten eine Menge von Einzelnheiten gelten, deren Erwähnung hier zu weit führen würde. Großes Aufsehen machte ein Jesuitenstreit in der alten, von den deutschen Rittern gestifteten Stadt Thorn. Hier geschah es, daß im Jahre 1724 ein polnischer Jesuitenschüler bei Gelegenheit einer Prozession einige evangelische Zuschauer, welche nicht niederknieen wollten, mißhandelte. Daraus entstanden thätliche Streitigkeiten und der Urheber des Lärms wurde von der Wache verhaftet. Zur Wiedervergel-
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