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1. Theil 3 - S. 398

1875 - Leipzig : Brandstetter
398 klärten den achtjährigen Dauphin, Ludwig Xvii., zum Könige von Frankreich. Die Revolutionsmänner hatten ihn der Aufsicht eines Schusters, Namens Simon, übergeben, durch dessen geistige und körperliche Mißhandlungen das Kind langsam zu Tode gemartert wurde. Die Seele der großen Koalition (Verbindung) aller europäischen Mächte wider Frankreich war der britische Minister Pitt der Jüngere, welcher, seinem großen Vater an Vaterlandsliebe, an Muth und Geiste gleich, geschickt war, die Angelegenheiten eines ganzen Welttheiles zu leiten. Doch auch in Frankreich erhob sich ein Mann, fähig, einen solchen Kampf zu bestehen — Carnot, einer der Machthaber im Konvente, dem man in diesem kritischen Moment die Kriegsführung übergab. Er rief in der allgemeinen Noth die ganze Nation in Masse zu den Waffen. Ganz Frankreich sollte ein Feldlager sein. In drei Kriegsheeren eilte die junge Mannschaft von 18—25 Jahren an die Grenzen. Unterdessen setzte der Konvent oder vielmehr die Bergpartei unter Robespierre und Danton, der sich nach des General Dumouriez Verrath mit dem Berg wieder vereinigte, ihr Vertilgungssystem gegen alle der Revolution und ihren Nebenzwecken widerstrebende Personen mit verdoppeltem Eifer fort. Ein Wohlfahrtsausschuß wurde gegründet, dessen zehn Mitglieder, die wüthendsten Jakobiner, über den Konvent sich erhoben. Ihnen erlagen zuerst die Girondisten, die nur ungern in den Tod des Königs gewilligt hatten, und unter allen Umständen der Pöbelherrschaft feindlich gesinnt waren. Als der ekelhafte und fürchterliche Marat 60,000 Köpfe verlangte, um die Republik sicher zu stellen, und die Gironde sich solchem Ansinnen widersetzte, wurden die Mitglieder verräterischer Umtriebe beschuldigt und einundzwanzig von ihnen aus der Nationalversammlung weggerissen und hingerichtet. Sie starben muthig und mit festem Sinn. Auf dem Wege zum Tode stimmten sie in das Rufen des Volkes ein: „Es lebe die Republik, es lebe die Freiheit!" Es geschah dies im Oktober 1793. Die Revolution erreichte zu dieser Zeit ihren Gipfelpunkt. Und es war ein volles Jahr, vom Juli 1793 bis Juli 1794, in welchem sich Frankreich unter die furchtbare Tyrannei des Wohlfahrtsausschusses beugte. Früher schon, als die Girondisten, hatte die unglückliche Königin Marie Antoinette ihr Schicksal erfüllt. Nach der Hinrichtung ihres Gemahls ward sie selbst in Anklagestand versetzt. Man verfügte die Trennung der gefährlichen Fürstin von ihrem Sohne. Des Nachts erschienen die Beamten des Gemeinderaths, um der unglücklichen Mutter ihr Kind zu entreißen. Länger als eine Stunde leistete sie den Schergen verzweifelten Widerstand. Ueber das Bett des Knaben geworfen, deckte sie ihn mit ihrem Leibe gegen die Angreifer, bis einer der Männer ihre Tochter ergriff und sie niederzustoßen drohte, wenn sie nicht den Sohn überlieferte. Da brach sie zusammen und ließ sich das eine Kind entreißen, um das andere zu retten.
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