Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 3 - S. 429

1875 - Leipzig : Brandstetter
429 Napoleon suchte eine Schlacht. Nach achttägigen kleineren Gefechten erfolgte das entscheidende Treffen bei Fried land, in welchem er Sieger blieb und die Verbündeten bis an den Niemen zurücktrieb. Nach dem Schlage bei Friedland war nichts anders zu erwarten, als daß die Friedenspartei in Preußen sowohl als in Rußland die Oberhand gewinne. Dies ward für Rußland höchlich gefördert, da Napoleon selbst nichts sehnlicher wünschte, als den Czaren aus dem Verband mit Preußen zu lösen und auf seine Seite zu ziehen. Am 21. Juni ward eine Waffenruhe abgeschlossen und alsbald die Friedensunterhandlungen eröffnet. Mit Preußen erklärte Napoleon besonders verhandeln zu wollen. In diesem ersten Schritte lag bereits die Trennung der bis jetzt wenigstens äußerlich verbündeten Mächte. Es war klar, daß das Schicksal Preußens und seines Königs war, hülflos dem Uebermuth i7es Siegers anheimgegeben zu werden. Auf den letzten Winkel der Monarchie mit einer kleinen Schaar erschöpfter Truppen zurückgedrängt, zwischen einem unerbittlichen Sieger und einem treulosen oder wenigstens völlig rücksichtslosen Verbündeten — was hatte Preußen in solchem Zustande noch zu hoffen! Napoleyn's tiefer Groll trat unverhohlen hervor und auch Alexander war nicht mehr derselbe, der einst unter Thränen gesagt hatte: „Nicht wahr, Keiner von uns Beiden fällt allein?" In der Mittagsstunde des 25. Juni 1807 fand die verhängniß-volle Zusammenkunft statt, von welcher der offene Abfall Rußlands und der Anfang der neuen Politik in Europa ausging. Auf der Memel bei Tilsit war auf zwei mit einander verbundenen Fahrzeugen ein Pavillon erbaut, in welchem die beiden Kaiser eine Unterredung ohne Zeugen hatten, deren vollständiger Inhalt nicht bekannt geworden ist. Jedenfalls wurde Alexander damals durch die Aussicht auf eine französtsch-moskowitische Weltherrschaft gewonnen. Zu den Freundschaftsdiensten, welche der Czar dem Könige von Preußen in dem Pavillon auf der Memel erwies, gehörte die für den nächsten Tag anberaumte Zusammenkunft der drei Monarchen. Er hoffte dadurch eine günstigere Stimmung Napoleon’s für Preußen zu erzielen. Der Versuch mißlang jedoch und führte zu peinlichen Erörterungen. Der König kehrte in tiefer Verstimmung nach Tilsit zurück und in der festen Ueberzeugung, daß auf die Großmuth des Siegers von Jena nicht zu hoffen sei. Indessen amüstrte Napoleon den russischen Kaiser mit militärischen Schauspielen; und seiner persönlichen Liebenswürdigkeit, die, wenn er wollte, bezaubernd sein konnte, gelang es, den leicht empfänglichen Alexander ganz für sich zu gewinnen. Indem dieser Letztere Allem entsagte, was seit den letzten Jahren als der heiligste Grundsatz seiner
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer