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1. Theil 3 - S. 513

1875 - Leipzig : Brandstetter
513 das große und einzige Heilmittel der Civilisation, d. h. durch Reformen nach dem Geiste der Zeit in Unterricht und Rechtspflege, durch die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Gründung freier Bauerngemeinden mit Grundeigentum, nicht nur die Wunden des Krieges zu heilen, sondern dem russischen Reiche durch die Segnungen der Kultur eine lebensfähige Entwickelung zu geben und ihm eine ehrenvolle Stelle in dem Kreise der Kulturstaaten zu sichern. Dies große Werk, welches langsam aber sicher vorwärtsschreitet, wird dem Kaiser Alexander Ii. für alle Zeiten den Ruhm sichern, welcher vor allen Fürsten denjenigen gebührt, welche die Wohlfahrt der Völker höher achten als den Glanz militärischer Eroberungen. In Deutschland erhielt der unaufhörliche eifersüchtige Zwist der beiden Großmächte Oesterreich und Preußen und das Festhalten der kleinen Fürsten an ihren Herrscherprivilegien eine stete Reibung wach. Die meisten Regierungen suchten sich, wie dies bereits bemerkt ward, der durch das Jahr 1848 abgezwungenen freieren Verfassungen wieder zu entledigen. Es war ein trauriges Schauspiel zu sehen, wie die Kraft des deutschen Volkes sich abmühte um die Trümmer der errungenen Freiheit stückweise zu retten und zugleich eine Staatsordnung zu ersinnen, welche die Vereinigung Deutschlands erzielen könnte, ohne den Sonderinteressen zu nahe zutreten, deren sich gerade so viele geltend machten, als Staaten auf dem deutschen Boden vorhanden waren. Nur wenige Fürsten gab es, welche ehrlich auf dem betretenen Fortschrittsweg vorwärts gingen; unter ihnen vor allen, als leuchtendes Beispiel, der vorige König von Baiern, Maximil ian Ii., welcher den Zwist der Landstände mit seinem Ministerium durch die Worte niederschlug : „ich will mit meinem Volk in Frieden leben!" Mit der Erneuerung des Zollvereins und dem Abschluß des österreichischen Handelsvertrags waren, innerhalb der Regierungskreise, so ziemlick die letzten Spuren der deutschen Verfassungsbewegung niedergedrückt; die geistliche Herrschaft, welche in den Revolutionsstürmen viel Raum eingebüßt hatte, begann aufs Neue mächtig ihr Haupt zu erheben. Es war die Zeit der Concordate mit Rom und Frankreich und Oesterreich schienen in diesem Sinne der fruchtbarste Boden zu werden. Man glaubte der friedlichen Gesinnung Napoleons sicher sein zu dürfen und es schien aus dem eingeschlagenen Wege nirgend ein wesentliches Hinderniß übrig zu bleiben. Im Oktober 1860 brachte ein kaiserliches Manifest die Grundzuge der künftigen Verfassung Oesterreichs, verkümmert und abgeschwächt durch Bestimmungen, in welchem dem Adel und dem Klerus ein ganz unver-hältnißmäßig großer Antheil an der Landesvertretung eingeräumt war. In Berlin schlug das Ministerium Manteuffel eine ganz entschieden volksfeindliche Bahn ein. Doch es war der deutschen Reaktion nicht beschießen sich in Frieden Oeser's Weltgeschichte, m. 7. Aufl. 33
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