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1898 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Prüll, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Welche Flüsse werden sich zur Schiffahrt eignen? — nur
die östlich fließenden Flüsse, weil sie ihres längeren Laufes wegen wasser-
reicher und in ihrem Unterlause in Tiefebenen ruhiger fließen. Die
Flüsse der Westküste stürzen sich von steilen Abhängen herab und eignen
sich daher gar nicht zur Schiffahrt.
Warum wird auch in den östlich fließenden Flüssen die
Schiffahrt gering sein? — weil wegen der langanhaltenden Trocken-
heit der Wasserstand besonders im Sommer ein sehr niedriger ist.
Woher kommen die sumpfigen Küstenebenen?
Die Flüsse schwemmen den Kalk- und Lößboden bis an die Küste;
die Wogen des Meeres stauen sich hier mit den Fluten der Flüsse, und
der Schlamm lagert sich längs der Küste allmählich in ziemlich breiten
Küstenstreifen an. So ist der einst so schmale Küstenweg bei Thermo-
pylä gegenwärtig 1 Stunde breit.
Warum ist diese Halbinsel in Klima und Fruchtbarkeit
des Bodens so verschieden?
Aus den weiten Hochebenen im Innern wehen die rauhen Nord-
und Westwinde, der Kalkboden ist trocken und das fruchtbare Land ist
infolge der übertriebenen Abholzungen weggeschwemmt worden. Die
Kessellandschaften haben fruchtbaren Boden, südliche Lage und sind vor
den rauhen Winden geschützt. An der buchtenreichen und vielbewässerten
Ostküste herrscht ozeanisches Klima.
Warum giebt es in der Türkei und in Griechenland trotz der
südlichen Lage viele Strecken verödetes Land, wenig Industrie
und eine arme Bevölkerung? — Starrheit des Gesteins und Trocken-
heit (wegen Durchlässigkeit des Bodens) großer Länderstrecken im Innern
— Versumpfung mehrerer Küstenstriche — das Fehlen von Eisenerzen
und Kohlen. Die griechischen Flüsse sind zur Regenzeit (im Winter) sehr
reißend, im regenlosen Sommer aber völlig ausgetrocknet. — Abneigung
der Bevölkerung gegen Bodenarbeit (die Landwirtschaft wird noch sehr
primitiv und unrationell betrieben) und Bevorzugung der bequemeren
Viehzucht (waldmordende Ziegenweide). — Der ungünstige Einfluß fremder
Völker — Verwüstung durch barbarische Horden vor, während und nach
der Völkerwanderung — häufiger Wechsel in den Bewohnern — jahr-
hundertlange Mißwirtschaft der Türken — verrottetes Beamtentum (Pa-
schawirtschaft): — Rechtsunsicherheit, Steuerdruck, Aussaugung der Raja,d. s.
die verachteten Christen, Waldverwüstung, Versteppung, Versumpfung,
Wegemangel — Kapitalarmut — Gleichgültigkeit und Fatalismus. Die
trägen Bewohner haben um so weniger Lust, den Boden zu bearbeiten,
als der größte Teil des Landes dem Staate oder der Kirche gehört und
nur von Pächtern bebaut wird.
Warum konnte sich hier die Weberei entwickeln? Durch
Maulbeerbaum und Seidenraupe wurden die Bewohner zur Seidenzucht, zur
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