1898 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Prüll, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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den Pyrenäen kommen, zur künstlichen Bewässerung zu verwenden. Es
fehlt dem Lande an Menschen, und die wenigen Bewohner scheuen sich,
die mühevollen und kostspieligen Kanalbanten auszuführen; sie begnügen
sich, die Ufer zu bewässern. Produkte? Getreide, Ölbaum, Maulbeer-
bäum, Weinrebe, Gemüse.
Pyrenäen: Lage und Richtung? Gestalt? Kammgebirge —
Faltengebirge mit niedrigen, parallelen Vorketten, besonders auf der spa-
nifchen Seite. Höhe? — am höchsten in der Mitte um die Quelle der
Garonne, wo die Granit- und Kalkstöcke der Maladetta-Gruppe 3400 in
erreichen — Hochgebirge mit Schnee und Eis. Abhänge der Kalkberge?
— steil und wunderlich geformt — schroffe Felsen — tiefe Schluchten — die
Cirkusthäler vou hohen förmlichen Ringmauern eingefaßt. Verkehrs-
straßen? — wenig Pässe: Rolandsbresche, das Roncesvallesthal (Straße
von Pampelona in Navara nach Frankreich) — die Hauptstraßen (Eisen-
bahnen) führen über die niedrigen Endteile (Umgehungsbahnen) von
Paris nach Madrid, Cadiz — Völkerscheide. Bewässerung? — arm
(besonders im Sommer), weil geringe Gletscherentwickelung — Wasser-
fälle — heiße Quellen — Pyrenäenbäder (viel besucht). — Produkte?
Nur in den geschützten Thälern Wiesen, Saatfelder und Laubwälder.
Bevölkerung? -- gering — nur in einigen Thälern ansehnliche Dörfer.
Küstenländer? Catalonien und Valencia. Bodengestalt? Küsten-
gebirge vom Ebro durchbrochen und Küstenstreifen am Mittelmeer. Boden-
schätze? — Metalle, Steinkohlen, Salz, (7 Mill. Ctr. in den Berg-
werken und Salinen der Strandsümpfe ohne Gradierwerk und Siederei
gewonnen) — fruchtbarer Bodeu — Südfrüchte. Folge? — Industrie
(das beste Industrieland Spaniens), Handel, reiche Bevölkerung — Bar-
celona — Haupthandelsplatz 270 T. Einw. Banmwollenindustrie.
Valencia hat durch die künstliche Berieselung, die von den
Mauren eingeführt worden ist, eine tropische Fruchtbarkeit erlangt.
Vom Ebro her uach 8 wird die Vegetation immer üppiger. Neben den
Ölbäumen erblickt man Johannisbrot-, Äpfel- und Birnbäume; Datteln,
Feigen, Maudeln, Trauben, Orangen und Citronen reifen. Die Reis-
felder, Obst- und Fruchthaine gleichen großen Gärten (Hnerta) und sind
anfs sorgfältigste angebaut und gepflegt. In der Umgegend von Valencia,
der Hauptstadt dieser Provinz, sehen wir sehr große trefflich gehegte
und künstlich bewässerte Gemüsefelder. Der üppige und reiche Pflanzen-
wuchs, erzeugt und geuährt durch künstliche Bewässerung, zieht sich von
der Küste weit hinein in die Thaleinschnitte der Gebirge, auf den Ge-
länden und Felsengehängen rankt sich die Weinrebe an Maulbeer- und
Feigenbäumen empor (sich von Stamm zu Stamm schlingend), die Ab-
hänge sind bis in die Thäler der Küstenflüsse terrafsiert, mit Bäumen
und allen Gemüsearten reich bepflanzt' das Getreide wogt daneben in
üppiger Fülle. An den weniger günstigen Stellen breiten sich Olivenhaine
aus — Anpflanzung vieler Maulbeerbäume wegen der hier stark be-