1904 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Dilcher, Adolf, Walther, G., Schwarzhaupt, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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§ 63. Ii. Das Ostdeutsche Tiefland
breitet sich zwischen den Sudeten und der Ostsee aus; im Westen reicht
«s bis zur Elbe, im Osten bis zur Memel. Zwei Höhenrücken durch-
ziehen es; der nördliche umsäumt die Ostsee und wird Baltischer
Landrücken genannt; der südliche umfaßt die Höhen von Tarnowitz
und der Niederlausitz, den Fläming und die Lüueburger Heide.
Die beiden Höhenzüge schließen eine breite, flache Mulde eiu. Dadurch
entstehen folgende natürliche Gebiete:
1. Der Küstensaum der Ostsee.
2. Der Baltische Landrücken.
3. Der Südliche Landrücken.
4. Die Ostdeutsche Tieflandsmulde.
§ 64. Der Küstensaum der Ostsee. 1. Die Ostsee ist fast gauz
von dem offenen Weltmeere abgeschlossen. Nur drei schmale Meer-
straßeu verbinden sie mit der Nordsee; diese sind der Sund, der Große
und der Kleine Belt. Infolge ihrer geringen Verbindung mit dem
Weltmeere sind Ebbe und Flut kaum wahrnehmbar. Auch ist ihr Salz-
gehalt sehr niedrig, da ihr die zahlreichen Flüsse, die von allen
Seiten in sie münden, viel Süßwasser zuführen. Wegen der weiten
Entfernung vom Golfstrom ist ihr Wasser kälter als das des Ozeans.
Dieser Umstand, sowie der geringe Salzgehalt bewirken, daß die Ostsee
im Winter leicht zufriert, weshalb die Schisfahrt auf ihr oft monatelang
gesperrt ist. — Im Mittelalter, als die Hansa blühte, war die Ostsee
das wichtigste Handelsmeer Europas; durch die Entdeckung Amerikas
hat sie jedoch viel an Bedeutung für den Handel verloren.
2. Der Küstensaum. Die schwache Flutbewegung der Ostsee
vermochte nicht, den Küstensaum zu zerstören und zahlreiche Inseln los-
znreißeu, wie das bei der Nordsee der Fall ist. Nur im westlichen
Teil sind der Küste einige Inseln vorgelagert. Die größte und schönste
derselben ist Rügen. Aufsallend ist ihre zerrissene Gestalt. Das Meer
dringt in vielen Buchten in sie ein und bildet größere und kleinere
Halbinseln. Die Insel besteht aus Kreidefelsen, die an der Ostküste
steil über dem Wasserspiegel emporsteigen. Hier erhebt sich eine 122 m
hohe Kreidewand, die Stubben kämm er, deren Gipfel eine weite
Fernsicht auf das Meer gewährt. In der Nähe, inmitten eines Buchen-
waldes, liegt der sagenumwobene Hertasee. Dort lebte nach dem Glauben
unserer Vorfahren die Erdgöttin Herta, die im Frühjahr auf einem
Wagen Segen spendend durch das Land fuhr. Die reichen landschast-
lichen Schönheiten der Insel ziehen jährlich viele Fremde an. Bekannte
Badeorte sind Saßnitz und Putbus. Die Hauptstadt der Insel
ist Bergen.
3. Die Küste der Ostsee ist größtenteils flach und sandig. Marsch-
land setzen ihre Fluten nicht ab. Dagegen spülen sie große Mengen
Sand zusammen, die der Wind an der Küste zu hohen Sandbergen,
Dünen genannt, zusammenweht. Die Dünen sind gewöhnlich 3—18 in
hoch; doch erreichen sie an manchen Stellen eine Höhe von 60 m und