1904 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Dilcher, Adolf, Walther, G., Schwarzhaupt, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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b) Das Tiefland umfaßt den südöstlichen Teil Englands. Zur Eis-
zeit war es mit Gletschern bedeckt, die eine aus Lehm und Sand gemischte
fruchtbare Erde zurückgelassen haben. Die Fruchtbarkeit des Landes wird
noch durch das milde Seeklima erhöht. Die feuchte Luft fördert den üppigen
Graswuchs. Dieser Landstrich ist deshalb der Sitz der Landwirtschaft
und der berühmten englischen Viehzucht. Der Stand der Kleinbauern
ist jedoch im Laufe der Zeiten fast vollständig verschwunden; an ihre
Stelle sind Pächter und an die Stelle der Dörfer stolze Herrenhäuser
mit großen Parkanlagen und einzelne Meierhöfe getreten. An Wald
ist England arm.
c) Die Flüsse Englands wenden sich entweder zur Ost- oder zur
Westküste. Nach Osten fließen Themse und Humber (Hömb'r), nach
Westen Ssvern und Mersey (mörße). Trotz ihres kurzen Laufes haben
sie für die Schiffahrt große Bedeutung; denn sie sind infolge der reich-
lichen Niederschläge wasserreich und lassen bei ihrem geringen Gefälle
ein weites Heraufsteigen der Flutwelle in ihre trichterförmigen Mün-
düngen zu. Die Gesamtlänge der schiffbaren Flüsse beträgt 3400 km.
Fast doppelt so lang sind die Kanäle, die die Ost- und Westküste
und die Großstädte miteinander verbinden.
6) Klima. England steht unter dem mildernden Einfluß des Meeres
überhaupt und des Golfstromes im besonderen. Es hat deshalb See-
klima mit reichlichen Niederschlägen, starken Nebeln, kühlen Sommern
und milden Wintern. Schnee und Eis bleiben selten längere Zeit
liegen, so daß an der Südküste Fuchsien, Myrten und Lorbeerbäume
während des Winters im Freien aushalten können. Dagegen kommen
Wein und Südfrüchte nicht mehr zur Reife. Weizeu, Gerste und Hopfen
liefern reiche Ernten. Der üppige Graswuchs begünstigt die Viehzucht.
e) Städte. Die Hauptstadt London hat unter allen Städten Englands die
günstigste Lage Sie ist nicht allein der natürliche Mittelpunkt und Marktplatz für die
Erzeugnisse des fruchtbaren Londoner Beckens, sondern auch ein äußerst günstig ge-
legcner Hafenort für deu Verkehr mit Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland und
den fremden Erdteilen. Diese Umstände haben mit dazu beigetragen, daß London die
größte Handelsstadt der Welt geworden ist. Auf einem Flächenraum von 300 qkm hat
es über 61'* Mill. Einw. Paris könnte in ihm 3 mal, Berlin 5 mal, Hainburg
sogar über 30 mal Platz finden. Zur Bewältigung des großartigen Verkehrs dienen
nicht nur Omnibusse, Straßenbahnen, Themsedampfer, sondern auch Eisenbahnen,
die im Stadtgebiet eine Länge von ungefähr 300 Km haben und an zwei Stellen
sogar unter der Themse hinführen. In der Innenstadt befinden sich mächtige Lager-
Häuser, große Kaufläden und Kontore. Die Vorstädte haben kleinere Gebäude,
zwischen deueu sich schöne Plätze und große Parks ausdehnen. Das großartigste
Bild gewährt der Hafen mit seinen Docks und Lagerhäusern; in ihm lausen jähr-
lich 5ö000—60(Jü0 Schiffe eiu und aus. — Berühmte Gebäude siud: die West-
minsterabtei, das Britische M u s e u in und die P a u l s k i r ch e.
Die Themse abwärts Greenwich (griuuitsch) mit seiner berühmten Sternwarte.
Die Themse aufwärts: die Sommerresidenz Windsor luinds'r) und die alte Ilm-
versitätsstadt Oxford. An der buchtenreichen Südküste liege» die Hafenstädte:
Tover (dow'r), Ubersahrtsort nach dem Festland; Sonthampton (ßaiißämt'n),
Ausgangspunkt vieler Postdampferlinien; Portsmonth (pörlsm'ß), der größte
Kriegshafen Englands.
" f) Der gebirgige Norden Englands hat unerschöpfliche Reichtümer au Kohle
und Eisen. Deshalb ist das Land mit Hämmern, Hochöfen und Fabriken ime
übersät. Alles dient hier der Industrie und dein Handel. Die Metallverarbeitung