1904 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Dilcher, Adolf, Walther, G., Schwarzhaupt, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Meer bis zum Nördlichen Eismeer erstreckt. Seine Küsten sind nur
wenig gegliedert. Im Süden trennt das Asowsche Meer die Halbinsel
Krim vom Festland; im Nordwesten dringen der Rigaische und der Finnische
Meerbusen in das Land ein; im Norden scheidet das Weiße Meer die
Halbinseln Kola und Kanin voneinander. — Rußland ist durchweg
Tiefland; doch läßt uns ein Blick auf die Karte erkennen, daß die
Mitte des Landes das Quellgebiet der großen Flüsse bildet und also
die höchste Erhebung darstellen muß. Diese Mittelrussische Boden-
schwelle zieht sich von der Wald^i-Höhe südwärts bis nach Charkow
starkes). Nur an den Grenzen befinden sich höhere Gebirge: im Süden
das Jailagebirge auf der Halbinsel Krim, im Südosten der Kaukasus
und im Osten der Ural.
B. Klima. Rußland erstreckt sich durch 25 Breitengrade; des-
halb zeigen die klimatischen Verhältnisse der einzelnen Landschaften
vom Eismeer bis zur Halbiusel Krim die größten Verschiedenheiten.
Doch vollzieht sich der Übergang allmählicher als im übrigen Europa;
denn Rußland hat kein Gebirge, das gleich den Alpen eine Klima-
scheide sein könnte. Dazu kommt uoch, daß sich der mildernde Ein-
fluß des Meeres nur in geringem Maße geltend machen kann; denn
das Schwarze Meer und die Ostsee sind Binnenmeere von geringer
Ausdehnung, und das Nördliche Eismeer ist nur wenige Monate
vom Eise befreit. Rußland hat deshalb Landklima, und die Gegen-
sätze von Sommer und Winter treten scharf hervor. Daher leidet der
Norden unter einer furchtbaren Kälte, die nur den dürftigsten Pflanzen-
wuchs auskommen läßt, der Süden dagegen unter der Hitze und Trocken-
heit des Sommers, die das Land oft zur Steppe macht. Die Regenarmut
ist namentlich im Südosten in manchen Jahren so groß, daß vollstän-
dige Mißernten eintreten und die Bevölkerung in große Not gerät.
C. Landschaften: 1. Die Nordrussische Tiesebene erstreckt sich vom
60° n. Br. bis zum Eismeer. Sie steht unter dem Einfluß des
kalten russischen Winters, der hier 8 Monate dauert. Die Erde
taut im Sommer nur au der Oberfläche auf; infolgedessen ist der
Pflanzenwuchs sehr dürftig. Nach Norden hin verschwinden allmählich
die wenigen Baumarten; sie verkrüppeln zu Gesträuch. Weite Sumpf-
gebiete, die Tundren, begleiten die Küste und den Unterlauf der Flüffe,
von denen Petschora und Dwina bte- bedeutendsten sind. Die Be-
wohner des Landes führen zum größten Teil ein Nomadenleben. Sie
treiben Fischfang und jagen Pelztiere. Im höchsten Norden sind Hund
und Renntier die einzigen Haustiere. Archangelsk an der Mündung
der Dwina ist Aussuhrhafen für Flachs, Schiffbauholz und Pelze.
2. Das Ostseegebiet, a) Finnland. Das Weiße Meer war
früher mit. der Ostsee durch einen Meeresarm verbunden, als dessen
Reste Onsga- und Ladogasee anzusehen sind. Zwischen ihnen und
dem Bottnischen Meerbusen liegt Finnland. Auf einer Granit-
platte von geringer Höhe breiten sich große Seen, Moore und Sümpfe aus.
Deshalb ist die Landwirtschast unbedeutend. Der Reichtum des Landes
besteht in Holz, das einen wichtigen Ausfuhrartikel bildet.
Dilcher-Schwarzhaupt-Walther, Erdkunde. 7