1904 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Dilcher, Adolf, Walther, G., Schwarzhaupt, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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auf. Auf dem Wege von Chartum nach Assnan begleiten ihn steil
abfallende Wüstenränder, die auf der Ostseite 600 in hoch sind. Ihr
Kalkstein lieferte das Material zu den Pyramiden, aus ihrem Sandstein
wurden die Tempel, aus dem rosenroten Granit die Obelisken errichtet.
— Allmählich erweitert sich das Tal, bis der Nil endlich infolge seines
geringen Gefälles ein Delta bildet und in zwei Hauptarmen ins Mittel«
meer mündet. Der von ihm zurückgelegte Weg ist gleich der halbeu
Entfernung zwischen Äquator und Nordpol. Der Nil ist der längste
Strom der Alten Welt.
Das Nildelta war früher eine Meeresbucht, die der Strom
durch seine Sinkstoffe ausgefüllt hat. Man kann den Nil also mit
Recht den Vater Unterägyptens nennen. Durch seine jährlichen Über-
schwemmungen aber ist er auch der Erhalter des Niltals. Im Juni
steigt nämlich das Wasser des Flusses infolge der Regengüsse in seinem
Quellgebiet und im Hochland von Habesch und überflutet die Ufer.
Kanäle und Schöpfräder leiten das Wasser auch in die weiter und
höher gelegenen Felder. Ende September ist das Land ganz mit Wasser
bedeckt, nur Städte und Dörfer ragen im Schmucke der Palmen aus
dem wogenden See. Verläuft die Flut, fo bleibt ein äußerst fruchtbarer
Schlamm zurück, iu dem Weizeu und Mais, Reis und vor allem
Baumwolle vortrefflich gedeihen. In neuester Zeit wird viel Zuckerrohr
gepflanzt, und die Schornsteine der Zuckerfabriken heben sich seltsam ab
von den Palmenhainen und den Denkmälern des Altertums.
Das alte Ägypten. Während die angrenzende Wüste die Menschen
zum Nomadenleben zwang, veranlaßte das enge Niltal sie zur Gründung
von festen Wohnsitzen und zum Ackerbau, der Grundlage der Kultur.
So entstand hier im frühen Altertum das Reich der hochgebildeten
Ägypter. Noch jetzt erregen die Ruinen volkreicher Städte unsere Be-
wunderung, Obelisken und Pyramiden geben Zeugnis von ihrer Bau-
kunst, und die Hieroglypheninschriften reden von den großen Taten
ihrer Könige.
Bewohner. Da Ägypten infolge seiner Fruchtbarkeit das Ziel
vieler Völker war, so findet sich hier ein buntes Völkergemisch. Die
Nachkommen der alten Ägypter sind die mohammedanischen Fellachen,
die Ackerbau treiben, und die christlichen Kopten, die als Hand-
werker in den Städten wohnen. Arabischen Ursprungs sind die
Beduinen. Türken, Armenier, Juden und die meisten Natisnen Europas
sind ebenfalls vertreten.
Das heutige Ägypten wird von dem Chedive regiert, der zwar
unter türkischer Oberhoheit steht, in Wirklichkeit aber völlig von den
Engländern abhängig ist.
Die Hauptstadt des Landes ist Kairo, 570000 Einw., mit sehr gesundem Klima,
umgeben von zahlreichen Palmenhainen. Ienseit der Nilbrücke liegt Gizeh Idschiseh),
in dessen Nähe sich gewaltige Pyramiden erheben. Altt'andrm, 320000 Gimu., mit
sehr gutein Hasen, ist aus seinem Verfall seit Eröffnung des Sneskanals wieder
emporgeblüht. Es ist mit Kairo und Tußs durch Eisenbahnen verbunden.
Port Said liegt am Eingang des Sneskanals.