1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav
- Hrsg.: Berdrow, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Mittelschule, Realschule, Selbstunterricht, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Klima und Naturprodukte.
§ 6. Das deutsche Reich besitzt ein ziemlich günstiges, im N. und S. fast
gleichmäßiges Klima, indem der größte Teil eine mittlere Jahrestemperatur*)
von -s- 8 bis 10° C. hat. In der Nähe der Küsten wird das Klima durch die
See gemildert, die im Sommer Kühle, im Winter Wärme an die Luft ab-
giebt. Dennoch ist Süddeutschland mit Ausnahme der Hochgebirgsgegenden
im ganzen etwas wärmer als Norddeutschland. Deutschland gehört der uörd-
lichen Regenzone Europas an, in der zu allen Jahreszeiten Niederschläge
(Regen, Schnee, Hagel) fallen und eine Trockenheit von Monatsdauer selten
vorkommt. Gewitter sind in Süddeutschland häufiger als im Flachlande.
1. Die Pflanzenwelt (Flora) des Landes verteilt sich auf Waldbodeu,
Feld-, Wiesen- und Gartenboden, Moor und Heide. Der Wald ist auf
besserem Boden und in tiefer gelegenen Gegenden Laubwald (Hauptbäume
Buchen und Eichen), auf Sandboden und in höheren Gegenden Nadelwald
(Kiefern, Fichten und Tannen) oder ein aus beiden Baumarten zusammen-
gesetzter Mischwald. Er bietet reichlich wildwachsende Beerensträucher
(Heidel-, Preißel-, Erd-, Himbeeren und Brombeeren) und eßbare Pilze.
Acker- und Gartenland nimmt fast die Hälfte der gesamten Bodeufläche
ein und trägt Getreidearten (Roggen, Hafer, Weizen und Gerste), Kartoffelu,
Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen), Ölfrüchte, Tabak, Flachs und Hanf,
Futterkräuter (Lupinen, Wicken, Klee). Die Wiesen bieten dem Vieh Gräser
und Klee, die Heiden Heidekräuter.
2. Die Tierwelt (Fauna) des Reiches ist durch den Bodenbau sehr
vermindert. Jagdbares und deshalb zeitweise geschontes Wild sind der
Edelhirsch, der Damhirsch, das Reh, der Hase, das Wildschwein; zu deu
Seltenheiten gehören das Elchwild, die Gemse, der Biber, der Dachs. Auer-
ochs, Bär und Luchs sind bei uns ausgerottet; der Wolf erscheint nur noch sehr
vereinzelt, ebenso die Wildkatze und die Fischotter. Dagegen sind Füchse,
Hamster, Eichhörnchen, Marder, Wiesel, Iltisse zahlreich vorhanden. Jagd-
bares Geflügel liefern Wildenten, Fasane, Reb-, Auer-, Birk- und Hasel-
'Hühner. Von den Reptilien sind die giftige Kreuzotter und die Ringel-
natter zu nennen. Groß ist der Fisch reich tum der deutschen Gewässer. Auf
das Süßwasser beschränkt sind Karpfen, Welse, Lachse und Forellen; in Süß-
und Salzwasser leben Hechte, Aale, Zander, Barsche, Plötze, Bleie; Seefische
sind Hering, Flunder, Dorsch und Schellfisch.
*) Die mittlere Jahrestemperatur erhält man, wenn man die verschiedenen durch-
schnittlichen Temperaturen der 12 Monate zusammenzählt und die Summe durch 12 teilt.