1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav
- Hrsg.: Berdrow, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Mittelschule, Realschule, Selbstunterricht, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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68. Bielefeld, Hauptsitz der westfälischen Leinenindustrie, mit bedeutendem
Flachs- und Hanfbau in der Umgegend.
69. Osnabrück an der Haafe, Industriestadt für Eisen- und Webwaren;
in der Nähe ein Kohlenbergwerk und Steinbrüche.
70. Minden, nördlich von der Porta Westf., treibt Industrie und
Schiffahrt; füdl. davon das Solbad Oeynhausen.
71. Bückeburg, Residenz von Schanmbnrg-Lippe.
C. Das Thüringer Becken.
Modenform und Gewässer.
§ 21. Das Thüringer Becken, der Ostflügel der mitteldeutschen Ge-
birgsschwelle, wird im 8. und Sw. durch das Fichtelgebirge, den Franken-
und den Thüringer Wald und im N. durch den Harz eingeschlossen; im W.
öffnet es sich zum hessischen und Weserbergland, im 0. zur nördlichen Um-
Wallung Böhmens und zum norddeutschen Flachlande.
1. Der Thüringer Wald erstreckt sich als 150 km langer und
20—50 km breiter Bergrücken vom Fichtelgebirge bis zum Werrakuie; sein
südöstlicher Teil ist der breite, plateauartige Frankenwald. Auch der südliche
Teil des Thüringer Waldes ist noch eine breite Hochstäche, die sich nach N.
allmählich zur Gebirgskette verschmälert. Nicht das großartigste, wohl aber
das anmutigste und lieblichste unter den deutschen Mittelgebirgen, bezaubert
der Thüringer Wald durch das frische Grün seiner Laubwälder, durch
reizende Thäler (Schwarzathal) mit Wasserfällen und Bergbächen, durch
weitausschauende Höhen das Herz jedes Besuchers. Ungefähr in der Mitte
des Zuges erhebt sich als höchster Punkt der Beerberg (fast 1000 m), etwas
nördlicher der Jnselsberg; beide gewähren schöne Fernsichten in die Thüringer
Lande. Am Nordwestende erhebt sich auf einem 400 m hohen Gipfel die alt-
berühmte Wartburg (Abb. 8*). — Einen ernsteren, fast düstern Charakter trägt
der gipfelarme, mit prächtigen Tannenwäldern gekrönte Frankenwald. Auf
dem Rücken beider Bergzüge verläuft der Rennsteig, eine 170 km lange uralte
Flur-, Forst- und Volksgrenze. „Einsam zieht er seine Bahn durch rauschende
Hochwaldspracht, über sonnenbeglänzte Matten und wiudumrauschte Berg-
kuppen. Das Auge des Wanderers taucht freudig hiuab in überdämmerte
Schluchten, zu still hinaufgrüßenden Siedelungen, über wogende Wälder,
blinkende Bäche, Felsriffe zu fernen, duftumfchleierteu Höhen." — Zahlreiche
Bäche entwässern den Thüringer Wald. Aus zwei Quellbächen stießt die
*) Erbaut 1070. Der Sage nach fand um 1207 hier der Sängerkrieg statt. 1521 weilte
hier Luther als Junker Georg und übersetzte das neue Testament. Südl. von der Wartb. da»
liebliche Marienthal und etwas entfernter das berühmte Auuathal.