1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav
- Hrsg.: Berdrow, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Mittelschule, Realschule, Selbstunterricht, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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3. Zwischen Mittelalpen und Jura, Boden- und Genfer See liegt die
fruchtbare und seenreiche schweizerische Hochebene, durchflössen von meh-
reren Neben- und Zuflüssen des Rheins. Die Aare nimmt hier die Wasser
des Neueuburger und des Bieler Sees aus.
Das Klima der Schweiz ist je nach der Höhenlage verschieden, am an-
genehmsten in der Hochebene und in der Umgebung der Gebirgsseeen. Der
Föhn, ein den Schweizer Alpen eigentümlicher örtlicher Wind, tritt im
Winter und Frühjahr am häufigsten auf und schmilzt iu den Alpenthälern
den Schnee oft in unglaublich kurzer Zeit weg.
Erwerbsquellen.
§ 56* Neben dem unzureichenden Land bau, der auch Wein, Flachs
und Tabak prodneiert, bildet seit den ältesten Zeiten die Almwirtschaft*)
eine Hauptbeschäftigung der Bewohner. Noch immer harrt am Ende
des Winters in den Alpenthälern alles ungeduldig der Alpfahrt. Unter
Vorantritt des schönsten und stärksten Tieres, der prächtig geschmückten
Heerkuh, wandert die Herde unter Jodeln und Kuhreigen der Seuueu deu
Bergen zu, wo Rinder, Schafe und Ziegen den Sommer ohne Stallung ver-
bringen und in ungebundener Freiheit des kurzen, würzigen Kräuterwuchses
der hohen Almen genießen. Die Almwirtschast liefert zwar gute Erträge
an Butter und Käse; doch müssen Getreide und Schlachtvieh eingeführt werden.
Der Bergbau deckt den Bedarf des Landes an Kohlen, Eisen und Salz
kaum zur Hälfte. Trotzdem ist in Ermangelung anderer Nahrnngsquelleu
die Industrie mit Hilfe der zahlreichen, zum Antrieb von Maschinen ge-
eigneten Wasserkräfte auf eine so hohe Stnse gelangt, daß sie fast 1/3 der
Einwohner ernährt und die Schweiz jetzt hauptsächlich Industriestaat ist. In
der Ostschweiz blüht die Baumwollenindustrie, in der Mitte des Landes
Seidenweberei und im W. (Juragebiete) die Fabrikation von Taschenuhren,
Bijouteriewaren, mathematischen und physikalischen Instrumenten. Der durch
ein ausgedehntes Eisenbahn- und Landstraßennetz geförderte Handel
steht auf hoher Stufe. Die Schweiz unterhält mit allen Nachbarstaaten, mit
Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Brasilien (wo viele Schweizer-
kolonien) lebhaften Handelsverkehr. Zur Ausfuhr gelangen Jndustrieerzeug-
uiffe, Vieh, Butter und Käfe. Eingeführt werden: Nahrungsmittel, Stein-
kohlen und die Rohstoffe der Industriezweige. Deutschland liefert nach der
Schweiz besonders Steinkohlen und Coaks, Metalle und Metallwaren, Ge-
treide, Vieh, und erhält dagegen Uhren und Milchprodukte. — Eine gewaltige
*) Gedichte: Alpenlied, von Krummacher. Der Alpenjäger, von Fr. v. Schiller.