1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav
- Hrsg.: Berdrow, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Mittelschule, Realschule, Selbstunterricht, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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fällt das Tafelland in Randgebirgen, den sogen. Ghkts (= Gassen, Pässe),
zur Küste ab; diese sind im 8. durch das Nllgiri-Gebirge (= blaues Ge-
birge) mit dem höchsten Berg der Halbinsel, dem 2670 in hohen Dodabetta,
untereinander verbunden. Die Westghats bestehen aus mehreren Basalt-,
Gneis- und Granitketten, die von tiefen Schluchten durchbrochen sind und steil zur
schmalen, durchschnittlich nur 8 km breiten, hafenreichen Malabarküste ab-
fallen. Die Ostghats sind nichts weiter als der allmählich sich senkende Rand
des Tafellandes und erscheinen nur von der Küste aus als Gebirge. Diese,
die durchschnittlich 100 km breite Koromaudelküste, ist im Gegensatz zu der
fruchtbaren Westküste flach und dünenreich, unfruchtbar und hafenarm. — Die
im 0. flache, im W. bergige Südspitze der Halbinsel endet im Kap Komorin.
— Das Klima Vorderindiens ist infolge der Lage des Landes heiß und
streckenweise, besonders im Nw., sehr trocken. Der von April bis Oktober
wehende Südwestmonsun bringt zwar reichliche Regenfälle, setzt aber seine
Feuchtigkeit zum großen Teil schon in den Westghats ab, so daß weite Gebiete
des Dekhan und Hindostans künstlicher Bewässerung bedürfen. Die Fluß-
Niederungen und Deltas haben ein feuchtwarmes, sehr ungesundes Klimas.
Krw erbs quellen.
§ 147. Die Bevölkerung lebt hauptsächlich von dem durch künstliche
Bewässerung sehr geförderten Bodenbau, der Weizen, Reis (2 bis 4 Ernten
jährlich), Hirse, Mais, Baumwolle, Zuckerrohr, Thee und Kaffee, Mohn,
Tabak, Ölfrüchte, Indigo und Chinarinde liefert (ein Fünftel des angebauten
Landes ist kanalisiert). Die Wälder sind reich an Nutzhölzern (Sandel- und
Tikholz). Trotz der gewaltigen Produktion von Weizen und Reis, die in
großen Mengen zur Ausfuhr gelangen, ist die Bevölkerung großer Distrikte
infolge andauernder Dürre fast in jedem Jahrzehnt furchtbaren Hungersnöten
ausgesetzt. Die Viehzucht tritt sehr zurück, da der Brahmaismus den Fleisch-
gennß verbietet (heilige Rinder^) und auch der Islam den Genuß von Schweine-
fleisch verabscheut. Elefanten, Büffel und Zebus werden als Zug- und Last--
tiere gebraucht. Au Mineralien liefert Indien Kohle und Eisen, Edel-
*) 4 bis 5 Mill. Menschen erliegen alljährlich den Wirkungen des mörderischen Klimas;
die hauptsächlichsten Todesursachen sind das Fieber und die Cholera, deren Ursprungsland
Indien ist. Auch die durch Dürre verursachten Hungersnöte und die wilden Tiere, besonders
Schlangen und Tiger, raffen viele Tauseude hin. Für die Vernichtung der Bestien giebt die
Regierung alle Jahre große Summen als Prämien aus.
**) Das Schlachten der Rinder und das Opfern von Kühen seitens der Mohammedaner
bildet eine unversiegbare Quelle des Haders und Hasses zwischen den Bekennern des Islam
und den Brahmagläubigen Indiens, welche die Rinderverehrung ans dem ehemals bei ihnen
herrschenden Buddhismus übernommen haben.